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Basel: Topp-Spots für einen Stadtspaziergang

Frühling in Basel. Die Stadt am Rhein macht Appetit auf milde Tage. Von Kleinbasel aus haben wir das Prachtstück im Dreiländereck erkundet und dabei Kunst, Kulinarisches und hübsch Kurioses gefunden. So macht auch ihr das Maximum aus eurem Basel Besuch.
Inhalt

Basel – Eine Stadt am Fluss

Unser Stadtspaziergang durch Basel startet im Clara-Viertel in der Altstadt Kleinbasel. Beim Einchecken im Hotel haben wir gleich die Basel-Card bekommen, die seit Anfang 2018 noch mehr Angebote und Vergünstigungen für Besucher bietet. Neben freier Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel gibt es zum Beispiel 50% auf die Eintrittspreise in den Museen. Und Basel hat viele Museen. 40 sind es an der Zahl, darunter auch so schön schräge wie das Spielzeug Welten Museum Basel und die Basler Papiermühle. Das ginge ohne Basel-Card ganz schön ins Geld.

Vom Claraplatz aus folgen wir dem Greifgang bis zur Mittleren Rheinbrücke. Die Altstadt zu beiden Seiten des Rheins haben wir so bestens im Blick. Rechterhand schiebt sich bereits das Basler Münster ins Bild. Davor kreuzt malerisch die Münsterfähre, eine von vier alten Fährlis, die hier handbetrieben – zur Überquerung einladen.

Das Fährli, die Schweizer Flagge und der Rhein – im Sonnenschein. Wie frühlingsfein.

Die anderen sind: die St. Johann Fähre, die Klingental-Fähre und die St. Alban-Fähre. Was so einfach aussieht, ist eine Kunst. Denn Strömung hat der Fluß hier schon, auch auf die Berufsschifffahrt muss geachtet werden. Und auf Schwimmer. Ja, in Basel wird im Rhein gebadet. Leider ist es (mir) dafür heute noch zu frisch. Aber im Sommer möchte ich das unbedingt mal ausprobieren.

Auch bei aprilhaft-launischem Himmel, die Basler Altstadt auf einem Stadtspaziergang zu erkunden, macht einfach Spaß.
Gut 40 Museen in Basel, Himmel Hilf, welche Scheibe Kunst soll man sich denn da abschneiden? Es it in jedem fall für jeden Geschmack etwas dabei. Wie für mich, hier, im Kunstmuseum Basel. Mit der Basel Card geht’s einfach – und um die Hälfte günstiger hinein ins Vergnügen.

Auf der anderen Seite der Rheinbrücke, in der Altstadt Großbasel, lassen wir uns gleich links von alten, schönen Häuserfronten in eine kleine Gasse ziehen, die Martinsgasse. Hier ist alles echt niedlich, die Jahreszahlen aus dem 14. und 15. Jahrhundert stehen stolz auf den Fachwerkfassaden. Verkauft werden in vielen dieser mittelalterlichen Gemäuer Juwelen – passend zum Schmuckkästchen-Ambiente.

Die beiden Patrizierhäuser am Rheinsprung gefallen mir. Bin doch anfälliger für barocken Prunk als gedacht. Einst gehörten die Gebäude den Brüdern und Bankbegründern Sarasin, heute residieren hier das Staatsarchiv und die Kantonsverwaltung.  Leicht bergauf geht es, vorbei an einer ehemaligen Unternehmer-Residenz, bis auf den Münsterplatz. Hier ist es nun, das Basler Münster.

Die barocken Patrizierhäuser der Brüder Sarasin am Rheinsprung in Basel beherbergen heute öffentliche Verwaltung.

Wahrzeichen der Stadt – Das Basler Münster

Die bunten Dachziegel sind von hier, wo ich stehe, gar nicht zu sehen. Ich stehe vor der imposanten Fassade der ehemaligen Bischofskirche, die umgeben ist von ehemaligen Domherrenhäusern und gönne mir einen Moment. Um mich herum toben Horden von Schulkindern, die auf einer Art Schnitzeljagd Quizfragen zum Münster zu lösen haben. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache. Mit seinen schlanken Türmen ist das Basler Münster Wahrzeichen der Stadt, bereits ab 1523 evangelisch reformiert wurde. Hier war es umgekehrt zu vielen überzeugt katholischen Städten, in Basel haben zur Reformations-Hochzeit die Katholiken das Weite gesucht.

Der heilige Georg bei der Arbeit an der Fassade des Basler Münsters. Hier wird der Sache mit einer metallenen Lanze besiegt, die dem Steinmonument in die Hand gegeben ist.
Das Basler Münster von innen, Blick vom Hochchor durch das Mittelschiff zur Orgel.

Die Freie Straße hinunter geht es zum Marktplatz. Hier wird gerade tüchtig gebaut. Straßenbauer und SchülerInnen werfen sich kleine Sprüche hin und her. Keck schiebt sich ein kleiner Wochenmarkt ins Bild und vor die Fassade des Rathauses. Ich bin spontan dankbar für dieses extra Wimmelbild und den so herbeigeführten Bruch, denn das Rathaus ist imposant gestaltet und bemalt. Ich entdecke Reliefs kindlicher Krieger und Siegesengel, die die Basler Schilde mit Lorbeeren schmücken über den Arkadenbögen. Eine Justitia auf der Höhe der Vorderen Ratsstube erinnert, lese ich später, an die Gerichtsfunktion des Kleinen Rates, wie die Exekutive früher hieß.

Mit einem Stück Käse in der Hand trete ich in den Innenhof. Grinsend hatte der Verkäufer mir die Rinde abgeschnitten, damit ich es gleich hier und jetzt verzehren kann. Bei gutem Käse werde ich immer schwach. Insofern ist die Schweiz für mich echt gefährlich. Diesmal ist es Ziegenkäse, mehrere Monate gereift. Später werde ich noch dem Schwyzer Huuskäs verfallen, und dem Bündnerkäse. Genau, dem aus Graubünden. Die machen nämlich nicht nur Bündnerfleisch. Aber ich schweife ab. Wir sind in Basel, mitten im schönsten Spaziergang durch die Innenstadt.

1501 trat Basel einst der Eidgenossenschaft bei, ab 1504 entstand das heutige Rathaus von Basel an diesem Ort.

Das Rathaus ist ein architektonisches Buffet, das von 1500 bis ins 20. Jahrhundert hinein stetig ergänzt und erweitert wurde. Heute präsentiert sich der rote Sandsteinbau mit dem auffallenden Turm im neugotischen Stil und im Stil der Neurenaissance. Auch hier im Innenhof gibt es viel zu entdecken. Eine Führung durchs innere des Rathauses hätte ich vorher anmelden müssen. Der Käse ist verzehrt, auch die Augen sind genährt. Es treibt mich weiter.

Super schöner Bauernmarkt auf dem Marktplatz in Basel. Frische Pilze, Obst und Gemüse, köstliches Brot und Gebäck. Und natürlich: Käse.

Von hier ist es nur eine Straßenbahnstation bis zum Theater Basel, vor dem der bekannte Fasnachtsbrunnen von Jean Tinguely sehr bewegt und aus vielen Gegenständen heraus Wasser spuckt. Dem in der Schweiz geborenen Meister der kinetischen Skulptur ist an anderer Stelle der Stadt ein eigenes Museum gewidmet. Doch dazu später mehr.

Hinter dem Theater Basel behauptet sich, obwohl mittlerweile vollständig zu- und eingebaut, wacker die Elisabethenkirche. Einst als katholische Kirche gebaut, wurde sie während der Reformation in ein evangelisches Haus umgewidmet. Heute steht sie als City Kirche für eine lebensnahe Ökumene. Unmittelbar angegliedert an die Kirche ist ein kleines Café, in dem Menschen unterschiedlichen Alters in kleinen Grüppchen beisammen sitzen.

Kuriose Details in verputzten Fassaden Basler Häuser. So wie dieses Fundstück. Nur ein Lego-Freund mit Humor oder steckt mehr dahinter?
Schaufenster in der mittelalterlichen Martinsgasse in Basel.

Keine 50 Schritte rechts von diesem Ensemble stolpern aufmerksame Stadtspaziergänger direkt in die Kunsthalle Basel und ins SAM, das Schweizerische Architekturmuseum hinein. Hier haben der Mann und ich nochmal die Basel-Card gezückt und gleich mehrere Ausstellungen unter einem Dach besucht.

Wie wird eigentlich in Bangladesch heute gebaut? Und welchen Einfluss hat die junge Architektenszene auf die Herausforderungen der Stadt? Dieses Bild entstand im SAM. Lohnenswert!

Von hier aus geht es wieder näher ans Rheinufer: die Straße St. Alban Vorstadt entlang, Richtung Wettsteinbrücke, bis zum Kunstmuseum Basel. Um dem Kunstmuseum gerecht zu werden, solltet ihr euch richtig Zeit nehmen, sicher einen halben Tag. Auf unseren Stadtspaziergang streifen wir das Haus der Öffentlichen Sammlung von Basel, das stetig ausgebaut wird, mit einem sehnsüchtigen Blick.
Der Hauptbau am St. Alban-Graben wurde 1936 eröffnet, in seinem Innenhof stehen Skulpturen von Alexander Calder und August Rodin, um hier nur einige zu nennen. 1980 wurde um das Kunstmuseum Basel | Gegenwart erweitert, seit 2016 gibt es als drittes Haus noch den Neubau.

Kunstmuseum Basel. Neubau, Fassade. Ich find sie schön. Marke Skandinavischer Baumkuchen mit Luke.

Begegnung mit einer Schweizer Ikone in Basel

Im Tinguely Museum kann man neben dem Meister der sinnlosen Bewegung, Jean Tinguely (1925-1991) den Meister der sinnlosen Geschwindigkeit kennenlernen. Der bekannteste Schweizer Rennfahrer Jo Siffert (1936-1971) kam bereits in jungen Jahren bei einem Autorennen ums Leben. Tinguely, der Sifferts große Faszination für den Rennsport teilte, bezeichnete ihn mehrfach als Seelenverwandten und widmete ihm einige seiner kinetischen Skulpturen. Ich wusste vorher nichts von Jo Siffert und bin froh, dass die Dokumentation über die Freundschaft der beiden LebensVerrückten im Kellergeschoss des Museums gezeigt wird. Die Doku SPUREN DER ZEIT ist auf Youtube in insgesamt vier Teilen zu sehen.

Wo Jean Tinguely ist, sind Niki de Saint-Phalles Nanas oft nicht weit. Diese hier steht vor dem Tinguely Museum in Basel. Absoluter Tipp, reingehen, Knöpfe drücken und sich bezaubernd lassen.
Mit der Bewegung, die durch ein Fahrrad erzeugt wird, malen. Auch das ist Jean Tinguely.
In dieser Arbeit sind viele Autoteile verbaut. Überall erinnern Vanitas-Symbole an die Vergänglichkeit allen Lebens. Wenn sie sich quietschend bewegt, bricht sich das etwas Düstere ins rührend-Humorige.
Diese Arbeit vereint alles, wofür Tinguely auch heute noch so geliebt wird. Detailversessenheit, Komplexität und dadaesquer Humor. Diese Konstruktion kann man sogar erklimmen und über Gerüste durchlaufen– während die kinetischen Elemente um einen herum rumpeln und sich drehen.
…und noch einmal in der Draufsicht. Museum Tinguely, Basel.

Mehr interessante Reiseberichte und Reisegeschichten

Service – Gut ankommen, schön unterkommen, günstig durchkommen

Anreise | Je nachdem, wie viel Zeit ihr habt und ob ihr Basel direkt ansteuert oder hier vielleicht einen Zwischenstopp einlegt, habt ihr viele Möglichkeiten. CO2-neutral mit dem Zug direkt zum SBB in Basel, Extrem-Low-Budget mit dem Flixbus oder grenzwertig Easy-Jetset mit dem Flieger zum Euro Airport Basel / Mulhouse / Freiburg. (zum CO2-Kompensieren bitte hier entlang)

Letztes Abenteuer westliche Welt: der Flixbus. Irgendwie beruhigend – selbst im schönen Basel gibt es unschöne Ecken. Eine davon haben wir gefunden. Die Haltestelle liegt komplett unfeierlich, verdreckt und vermüllt, im Dunkeln und ab vom Schuss an der Rückseite des SBB. Plant in jedem Fall ein paar Minuten Zeit ein, um euren Abfahrtspunkt zu finden. Und: Achtet genau darauf, in welchen Bus ihr einsteigt, bevor ihr euer Gepäck in den Schlund des grünen Vehikels werft, und wenn es dann endlich losgeht, rechnet mit weiteren, verkehrsbedingten Verspätungen.

Übernachtung | Apart Hotel Adagio in der Hammerstr. Moderate Preise trotz Rhein-Nähe. Hier gibt es für Budget-Reisende und andere Selbstversorget sogar Apartments mit kleiner Pantry-Küche und großem Kühlschrank. Einfach aktuelle Angebote checken.

Wer private Kontakte nach Basel hat, sollte die in jedem Fall spielen lassen. Oder auf der deutschen Seite in Lörrach oder Weil am Rhein übernachten und mit der Straßenbahn in die Schweiz reinfahren. Das kommt Flaneure deutlich günstiger – aber: wer nicht in Basel übernachtet, bekommt auch keine Basel-Card.

Ausstellungstipps | Noch bis zum 29.4. – Yuri Ancarani – Sculture in der Kunsthalle Basel. Auf der documenta in Kassel bin ich dem 1977 geborenen italienischen Künstler erstmals begegnet. In dieser Werkschau seiner ausschließlich filmischen Arbeiten untersucht er das Phänomen Männlichkeit in den unterschiedlichsten Facetten, Kulturen und gesellschaftlichen Kontexten.

Noch bis zum 13.5. Sofia Hultén – Here’s the Answer, What’s the Question? im Museum Tinguely. Die in Schweden geborene und in Berlin lebende Künstlerin zeigt humorvoll anhand von Alltags- und Gebrauchsgegenständen auf,
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Budget-Bemerkungen zum Essen in Basel

(Moderat) Gediegen | Volkshaus Basel in der Rebgasse. Die Preise in den Restaurants erinnern mi h an Oslo, dafür wird dem hungrigen Besucher in der Schweizer Kulturstadt aber auch kulinarisch etwas geboten.

Moderat | An jeder Ecke im Claraviertel gibt es Walliser Stuben oder Raclette und Käsefondue-Stuben oder schräg möblierte Gasthäuser, die von Suur Läberli bis Mehlsuppe und Rösti vegetarischen bis fetttriefend tierischen Varianten lecker Sattmacher anbieten. Häufig gibt es Menüs aus Tageskarte plus Suppe oder Dessert, die deutlich günstiger sind als einzelne Bestellungen à la Carte. Beliebt ist auch das Klara, eine Art Hipster-Foodcourt in der, na, ratet mal, Klarastraße.

Preisgünstig | Im Ernst? In Deutschland einkaufen, auf dem Zimmer kochen und sich draußen auf mit-den-Augen-Naschen beschränken. Bei dieser Variante ist für den abendlichen Drink auch Bier und Wein vom Denner drin. Willkommen in der $$$ Schweiz.

Titelbild: Schweizer Architektur Museum Basel (SAM) – Wand-Detail