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Saal in der Gemäldegalerie Pinacoteca di Brera in Mailand.
Saal in der Gemäldegalerie Pinacoteca di Brera in Mailand.

Pinacoteca di Brera Mailand: 12 Meisterwerke, die Du sehen musst

Die Pinacoteca di Brera ist eine der großen Sehenswürdigkeiten in Mailand. In der berühmten Gemäldegalerie werden Meisterwerke von Caravaggio, Mantegna, Piero della Francesca und anderen bedeutenden Malern aus Italien gezeigt. Welche Gemälde, du in der Brera nicht verpassen solltest, erfährst Du hier.
Inhalt

Kurze Geschichte der Pinacoteca di Brera

Der Beginn der Gemäldesammlung der Brera in Mailand geht auf eine Initiative der Kaiserin Maria Theresia zurück. Zu deren Herrschaftsgebiet gehörte neben Österreich und Ungarn auch die Lombardei. 1776 lässt sie dort eine Kunstakademie gründen, die zu Anschauungszwecken für die Studenten auch mit einer kleinen Gemäldesammlung ausgestattet wird. Die Geschichte der Pinacoteca di Brera aber beginnt erst 1809, nachdem Napoleon Mailand zur Hauptstadt des Regno Italia erklärt hatte.

In diesem Jahr eröffnete Napoleon eine Gemäldesammlung in Mailand, die das neue Königreich repräsentieren sollte. Darum wurden in der Brera die bedeutendsten italienischen Gemälde aus allen von den französischen Armeen eroberten Gebieten ausgestellt. Anders als andere große italienische Museen, wie zum Beispiel die Uffizien in Florenz oder die Galeria Borghese in Rom, ist die Brera also nicht aus Privatsammlungen von Kirchenfürsten oder Aristokraten hervorgegangen. Die Brera war von Anfang ein staatliches und politisch gewolltes Museum.

Diese Besonderheit erklärt, warum es im Brera Museum so unglaublich viele großformatige Ölschinken voller Heiligenbildchen gibt. Denn hier landeten unzählige Altarbilder aus den vielen Kirchen und Klöstern, die zur Zeit Napoleons aufgelöst wurden. Wo sonst hätten sie auch hingebracht werden können? Leider möchte man die meisten dieser Heiligenbilder heute gar nicht mehr anschauen. Denn wer interessiert sich heute noch brennend für biblische Geschichten und Heiligenlegenden, die meist außerhalb einer modernen Welt- und Lebenserfahrung angesiedelt sind. Oder anders gefragt, wenn wir heute aus guten Gründen nicht mehr in die Kirche gehen, warum sollten wir uns im Museum dann vor religiöse Kunstwerke stellen und über ihre spirituellen Botschaften nachdenken. Eben! Macht keinen Sinn.

Zur Zeit sind in der Brera Werke des 20. Jahrhunderts provisorisch ausgestellt, bis sie ein eigenes Museum bekommen werden. Die zauberhaften Stillleben von Giorgio Morandi, die abstrakten Kompositionen eines George Braques oder die eleganten Portraits von Amedeo Modigliani bereichern den Museumsbesuch außerordentlich. Denn sie beschäftigen sich mit Problemen der Wahrnehmung und der Repräsentation. Sie verdeutlichen exemplarisch wie weit die alten Meister im Brera Museum von den wichtigen Fragen entfernt sind, welche die Gegenwart bewegen.

Doch unter den uralten Meisterwerken in der Pinacoteca di Brera finden sich genügend Gemälde, die ohne eine religiöse Ausleuchtung zu verstehen sind. Die werden hier vorgestellt. Auch wenn es erstmal mit einer Mutter Maria und dem Christuskind los geht.

Gemälde von Andrea Mantegna in einer Gemäldesammlung in Mailand.
Andrea Mantegna, Madonna mit den Cherubinen, 1485

Andrea Mantegna und Giovanni Bellini

Die kostbaren Gemälde des Malers Andrea Mantegna sind wegen ihrer verspielten Nüchternheit gerade wieder groß in Mode. Anscheinend passen die rationalen Werke dieses Meisters der Frührenaissance ganz gut in unsere Zeit. Denn es scheint, als wolle Mantegna mit seiner Malerei die Wirklichkeit sorgfältig analysieren und dann im Bild kopieren. Auch wenn es um die heikle Darstellung der Mutter Maria mit dem Christuskind geht, die gerade dem betörenden Gesang eines himmlischen Chores lauschen. 

Dem Maler gelingt das Kunststück, sogar diese wenig glaubhafte Szene wahr und echt erscheinen zu lassen. Wie macht er das? Auf dem Meisterwerk im Brera Museum scheint das ganz einfach! Denn Mantegna präsentiert uns eine Maria, deren gesenkter, nach innen gerichteter Blick ausdrückt, dass sie einem Gesang lauscht, für dessen lieblichen Frequenzen das menschliche Ohr unempfindlich sein muss. Auch das Christuskind scheint von einer sphärischen Musik ganz verzückt. Wie außergewöhnlich dieses Gemälde ist, verdeutlicht der Vergleich mit einem ähnlich aufgebauten Marienbildes seines Schwagers Giovanni Bellini, das gleich neben Mantegna‘s Madonna hingehängt ist.

Gemälde von Andrea Mantegna in der Pinacoteca di Brera in Mailand.
Andrea Mantegna, Beweinung Christi um 1483

Beweinung Christi von Andrea Mantegna

Eines der berühmtesten Meisterwerke in der Pinacoteca di Brera ist die Beweinung des toten Christus, die Mantegna in der Abgeschiedenheit seines Ateliers malte. Ein Auftraggeber für dieses ungewöhnliche Bild ist nicht bekannt. Einen Kunstmarkt, auf welchem das Bild einfach so hättet verkauft werden können, gab es noch nicht. Also muss man annehmen, dass Andrea Mantegna dieses Bild zum eigenen Vergnügen oder als forschendes Experiment produzierte. Vielleicht wollte er es auch in seiner Grabkapelle in der Kirche San Andrea aufgehängt wissen. Zu seinem Tode befand sich das Bild auf jeden Fall in seinem Nachlass.

Die Perspektive, die Mantegna für die Darstellung des toten Leibes wählt, ist ziemlich gewagt. So dass sich sofort die Frage stellt, ob der Meister tatsächlich einfach eine Beweinung malen wollte. Oder ob es ihm darum ging, die komplizierte Aufgabe einen Körper perspektivisch verkürzt darzustellen, vorbildlich durchzuspielen. Wer genau hinschaut, stellt fest, dass Mantegna der Zentralperspektive ein Schnippchen schlägt. Denn obwohl der Körper nach den Gesetzen der Zentralperspektive sich nach hinten verjüngen müsste, scheint er sich stattdessen weiter auszudehnen. Nachvollziehbar, wer möchte schon auf große Füße aber einen winzigen Kopf schauen?

Die Betrachterin schaut auf den Leichnam Christi hinunter. Der ist auf einer geäderten, roten Marmorplatte abgelegt, in welcher manche den Salbstein aus Jerusalem erkennen wollen, auf dem der Leichnam Christi mit Öl bestrichen wurde. Der schon grau angelaufene Körper ist mit einem Blut- und Schweiß getränkten Tuch bedeckt. Dessen Faltenwurf betont das Geschlecht des Verstorben geradezu skandalös. Die Füße ragen über den Salbstein hinaus und in den Raum der Betrachterin hinein. Von den scharf umrissenen Nagelwunden in den ledrigen Sohlen klettert der Blick über das Leichentuch, bis zur muskulösen Bauchdecke hinauf und steigt vorn dort die starke Brust bis in die Nasenlöchern Christi empor. Wahrscheinlich ist Mantegna der erste Maler, vielleicht sogar der ersten Mensch, der sich über die Gestalt der Nasenlöcher Christi den Kopf zerbrochen hat.

Dieser nüchterne und abgeklärte Blick hat diesem Meisterwerk aus der Pinacoteca di Brera viel Kritik eingetragen, eben weil es sich so wenig um die religiöse Bedeutung des heiligen Leichnam schert. Gezeigt wird ein toter Mensch. Dass dessen Tod, Menschen beschäftigt und emotional berührt, verdeutlichen die von Schmerz gefüllten Gesichter auf der linken Seite.

Besonders berühmt ist dieses Bild, weil es Kunstgeschichte geschrieben hat. Hier zwei Beispiele: Tintoretto hat den perspektivisch verkürzten Körper Christi in dem Gemälde Auffindung der Gebeine des heiligen Markus – ebenfalls in der Pinacoteca di Brera – dramatisch variiert. Rembrandt hat das Motiv in seiner berühmte Anatomie des Doktor Tulp übernommen.

  • Andrea Mantegnas Madonna mit den Cherubinen und seinen Christo morto findest Du ebenso wie Gemälde von Giovanni Bellini in Saal VI des Brera Museum
Gemälde des venezianischen Malers Gentile Bellini im Brera Museum in Mailand.
Gentile & Giovanni Bellini, Predigt des heiligen Markus in Alexandria 1504 – 1507

Predigt des heiligen Markus in Alexandrien von Gentile Bellini

Gentile Bellini hat sich in Venedig nicht nur als Maler von Heiligen- oder Marienbildern einen Namen gemacht. Bekannt war Gentile Bellini besonders für seine große Begabung historische Begebenheiten in seinen Gemälden figuren- und detailreich, kurzum äußerst lebendig darzustellen. Als sich Sultan Mehmet aus Konstantinopel von Venedig einen Maler für sein Porträt wünschte, schickte der Doge Gentile an den Bosporus. Sein berühmtes Porträt Mehmet II hängt heute in der Naionalgallery in London.

1504 erhielt Gentile von der Scuola Grande di San Marco in Vendig den Auftrag, die Predigt des heiligen Markus in Alexandria darzustellen. Bei der Konzeption seines großartigen Gemäldes konnte er also auf Erinnerungen und vielleicht sogar Skizzen zurückgreifen, die er im osmanischen Reich gesammelt hatte. So musste er sich die arabische Architektur und die Minarette ebensowenig zusammen fantasieren wie die Atmosphäre auf der Piazza, auf der sich eine Menschenmenge versammelt hat, um den Worten des Evangelisten zu lauschen. Natürlich hat es etwas Befremdliches, wie ruhig sich die Osmanen die Predigt anhören. Aber vielleicht lässt sich das ja als ein überlegenes Merkmal der osmanischen Kultur Anfang des 16. Jahrhunderts verstehen. Erstmal zuhören und im Anschluss diskutieren.

Dass mit der Stadt Alexandrien die Stadt Venedig gemeint ist, lässt sich an der Kreuzkuppelkirche im Hintergrund erkennen, denn die erinnert verdammt an die reich geschmückte Markuskirche neben dem Dogenpalast in Venedig. Gentile starb, bevor er die Arbeit an diesem Gemälde abschließen konnte. In seinem Testament reicht er den Auftrag an den jüngeren Bruder Giovanni weiter, der das Bild schließlich vollendete. Welche Partien von Gentile und welche von Giovanni ist unter den Experten in der Pinacoteca di Brera immer noch umstritten.

  • Die Predigt des heiligen Markus in Alexandria von Gentile und Giovanni Bellini findest Du in Saal VIII der Gemäldesammlung
Ölbild von Vicenzo Campi, das eine Obst- und Gemüsverkäuferin zeigt.
Vicenzo Campi, Gemüseverkäuferin 1578 – 1571

Vincenzo Campi: Gemüseverkäuferin

Vincenzo Campi ist Sohn einer großen Künstlerfamilie aus Cremona in der Lombardei. Sein Vater und ebenso viele seiner Brüder arbeiteten als Maler und mancher sogar als Architekt. Großes Aufsehen erregten die Genre Bilder, die Vincenzo Campi malte. Unter dem Einfluss niederländischer Malerei entstanden naturalistische Gemälde, die turbulente Alltagsszenen dokumentieren. Von diesen Bildern sind vielen in der Pinacoteca di Brera zu bestaunen.

Da hat eine gut gelaunte Gemüsehändlerin ihren üppig gefüllten Marktstand gerade aufgebaut. Sie blickt die Betrachter aufmunternd an, doch mal wieder in Vitamine zu investieren. Tomaten, Zucchini oder Auberginen, hat sie allerdings nicht im Angebot. Denn diese Zutaten der modernen italienischen Küche kannte man damals noch nicht. Im 16. Jahrhundert freute man sich eher an Kohl, wildem Spargel und Artischocken auf dem Teller. Exotenfrüchtchen aus der neuen Welt wurden noch nicht gegessen. Tomatenpflanzen fristeten sogar bis Anfang des 19. Jahrhunderts ein Leben als dekorative Topfpflanze. Schön sahen die roten Früchte auf dem Balkon ja aus, aber die Frucht eines Nachtschattengewächs als Lebensmittel ging gar nicht.

In einer geschäftige Großküche wird geschlachtet, gebacken und gegart. In einem kleinen Winkel streiten sich Hund und Katz um einen blutigen Darm. Brathähnchen werden auf einen Spieß gesteckt und prächtig geformte Pasteten warten darauf in die Bratröhre geschoben zu werden. Auch hier ist es der kesse Blick einer Köchin, welche die Aufmerksamkeit der Betrachterinnen erregt. Besonders fasziniert an diesen Gemälden von Vincenzo Campi, wie besessen er von dem Wunsch ist, Objekte wie Früchte oder Pasteten akkurat und genau abzubilden. Das hat sogar dem reichen Bankier Hans Fugger gefallen, der Bilder von Vincenzo Campi erworben hat.

In einer Gemäldesammlung wie der Brera, deren Wände bis oben hin zugepflastert sind mit Heiligenbildern oder Porträts von Persönlichkeiten, die wir meist gar nicht mehr kennen, sind diese Alltagsszenen aus der Hand Vincenzo Campi eine tolle Abwechslung. Dennoch fasziniert mich in der Brera Sammlung ganz besonders ein Gemälde das die Stigmatisierung des heiligen Franz von Assisi zeigt, Noch nie habe ich einen so entrückten Franz gesehen. Aber richtig genial ist der Cherubim, der im Himmel begeistert Purzelbäume schlägt, während er dem Heiligen die Wundmahle Christi in den Körper brennt.

  • Die Gemälde von Vicenzo Campi und weiteren Malern aus der Campi Familie kannst Du im Saal XV der Brera bewundern
Selbstporträt der italienischen Malerin Sofonisba Anguissola aus Cremona.
Sofonisba Anguissola, Selbstporträt 1560 -1561, © Pinacoteca di Brera

Ein Selbstporträt von Sofonisba Anguissola

Dieses zauberhafte Selbstporträt malte Sofonisba Anguissola, kurz nachdem sie vom spanischen König Philip II zur Hofdame seiner dritten Ehefrau, der 14 jährigen Elisabeth von Valois, angestellt worden war. Die 27 jährige Künstlerin hatte bis zu ihrer Berufung an den spanischen Hof schon eine erstaunliche Karriere absolviert. In ihrer Heimatstadt Cremona hatte sie, für Frauen damals völlig unüblich, eine Ausbildung als Malerin im Atelier von Bernadino Campi – einem entfernten Verwandten Vicenzo Campis – erhalten. Wenig später konnte sie in Rom den greisen Michelangelo mit ihrem außergewöhnlichen Talent für sich einnehmen. Der alte Meiste förderte daraufhin vor allem die Zeichentechnik Sofonisba Anguissola.

Allerdings war für eine Künstlerin im 16. Jahrhundert das Studium der Anatomie und das Zeichnen nach der Natur nicht möglich. Denn die Beschäftigung mit dem nackten Körper galt für Frauen als viel zu unschicklich. Deswegen konnte die Künstlerin auch keine Historiengemälde oder religiöse Werke produzieren. Sie musste sich auf die Herstellung von Porträts oder Familienszenen beschränken.

In dem Selbstportrait, das die Pinacoteca di Brera besitzt, verschmilzt der für die cremoneser Malerei typische Naturalismus aus Sofonisba Anguissolas Lehrjahren mit einer peniblen Detailgenauigkeit, die den Repräsentationsbedürfnissen des spanischen Hofes gerade bei der Darstellung kostbarer Stoffe und wertvoller Schmuckstücke entsprang. Aus dem Kontrast zwischen dem großflächig und offen gestaltetem Gesicht und den miniaturhaft ausgearbeiteten Details der Kleidung und der Frisur entwickelt sich eine aufregende Spannung, die dem Portrait die Seele einhaucht.

Als Malerin und Hofdame hat Sofonisba Anguissola außerordentlich gut verdient. Als vermögende Frau konnte sie ihr Leben frei gestalten und es sich leisten, ohne Auftraggeber Bilder zu malen und außerdem junge Frauen im Handwerk der Malerei unterrichten. Die 92 jährige Künstlerin erhält noch kurz vor ihrem Tod Besuch von einem aufsteigenden Star am Malerhimmel Anthon van Dyck. Der junge Künstler war beeindruckt von dem Wissen um Malerei, das die Künstlerin im Verlauf ihres langen Leben angesammelt hatte. Außerdem faszinierte ihn der messerscharfe Verstand der alten Malerfürstin.

  • Das Selbstporträt von Sofonisba Anguissola hängt im Saal XIX der in der Gesellschaft von Portraits aus der Hand Tizians, Tintorettos, Lorenzo Lottos und vieler anderer Maler
Ein Gemälde des Renaissance Künstlers Piero della Francesca in der Pinacoteca di Brera in Mailand.
Piero della Franscesco, Pala Montefeltre 1472 – 1474

Die Pala Montefeltre von Piero della Francesca

Dieses großartige Werk Piero della Franscesca’s hat während der napoleonischen Herrschaft über Italien seinen Weg in die Gemäldesammlung der Brera gefunden. Ursprünglich war die Pala Montefeltre auf dem Hauptaltar der Kirche San Bernadino in Urbino aufgestellt. Die Kirche war von Federico da Montefeltre zur Grablege seiner Familie erklärt worden.

Wahrscheinlich ist die Pala Montefeltre kurz nach dem Tod der Ehefrau des Herzog, Battista Sforza, in Auftrag gegeben worden. Die Musenfürstin Battista war bei der Geburt des Thronerbens gestorben. Sofort möchte man deswegen in der Mutter Maria Battista Sforza erkennen und in dem Christusknaben, der der Mutter von den Knien zu gleiten droht, den Erben Guidobaldo. Ob das so ist, weiß kein Mensch.

Federico da Montefeltre kniet in voller Rüstung betend vor Maria. Wie immer ist im Profil seine linke Gesichtshälfte zu sehen. Die andere Gesichtshälfte war wohl nicht mehr präsentabel. Denn während eines Turnier hatte eine zerberstende Lanze dem jugendliche Fürst das rechte Auge zerstört und die Nase so markant zerschmettert, dass Federico seinen deformierten Riechkolben zum unverwechselbaren Markenzeichen stilisieren konnte.

Das Bild gehört zur Gattung der Sacra Conversazione. Von solchen heiligen Unterhaltungen sind in der Pinacoteca di Brera noch einige zu finden. Aber der Name trügt. Die Heiligen, welche Piero della Franscesca malt, reden gar nicht. Sie haben sich schweigend zur Meditation im Halbkreis um die Mutter mit dem Kind versammelt.

Besonders sorgfältig hat Piero den Raum berechnet. Die Nische, in welcher sich die Heiligen versammelt haben, und die Kuppel die sie überwölbt sind perfekt nach den Gesetzen der Zentralperspektive konstruiert. So gelingt es dem Künstler den Bildraum wie eine Bühne zu gestalten, auf der er seine Protagonisten auftreten lassen kann. Warum über der Mutter Maria ein Straußenei schwebt, ist bis heute übrigens eine ungeklärte Frage.

Christus an der Geißelsäule gemalt von Donato Bramante in Mailand.
Donato Bramante, Christus an der Geißelsäule, 1487 – 1490

Ein Architekt als Maler: Donato Bramante

Bramante ist eher als Architekt und vor allem als der Förderer des hochberühmten Malers Rafael Sanzio bekannt. So wie dieser stammt er aus Urbino. Sein Entwurf für die neue Peterskirche in Rom hat Bramante unsterblich gemacht. In Mailand hat er einen wegweisenden Zentralbau errichtet, die Tribuna der Kirche Santa Maria della Grazie. 

In der Pinacoteca di Brera lässt sich ein guter Überblick über das malerische Schaffen Bramante‘s gewinnen. Denn dort sind einige Fresken ausgestellt, die er für die Paläste adeliger Auftraggeber in Mailand angefertigt hat. 

Besonders beeindruckt mich sein Christus an der Geißelsäule. Ein wegen des unglaublichen Realismus und der obszönen Detailgenauigkeit ganz und gar verstörendes Bild. Der Leib Christi ist eng umrissen in ein schmales Hochformat eingepasst. Links über seiner Schulter öffnet sich ein Fenster auf eine schöne Flusslandschaft, die so rein aussieht wie das Paradies. Rechts schiebt sich die Geiselsäule ins Bild, an welche Christus mit rohen Stricken gefesselt ist. 

Die körperliche Präsenz bezieht dieser Christus aus der Ähnlichkeit mit den muskelbepackten, antiken Götterstatuen, die der Maler als Vorbild nutzt. Doch dieser äußerst attraktive Leib glänzt merkwürdig talgig, als sei er bloß aus Wachs geformt oder mit klebrigem Angstschweiß übergossen. Ein gruseliges Detail roher Gewalt führt der rechte Oberarm vor. Dort sind Bizeps und Trizeps so zusammengeschnürt, dass sie Falten werfen.

Besonders verwirrend sind die Farben mit denen Bramante den wund geschlagenen Körper des Heiland malt. Sie changieren zwischen zartem Rosa und giftigem Grün. So als habe der Prozess der Verwesung schon eingesetzt, obwohl doch noch das Leben durch diese Adern pulst. Dabei leuchten die Farben so poppig, dass man damit auch die Wände eines Barbie Puppenhauses streichen könnte.

Im Gesicht zeichnen sich scharf die Schädelknochen ab. Im Gegensatz zu den erschreckenden Zeichen körperlicher Erschöpfung und Qual sitzen die Korkenzieherlocken noch perfekt. Da ist kein Haar gekrümmt. Dass Bramante ganz besonderen Wert auf die gepflegte Erscheinung des Haupthaars legt, lässt sich an den penibel gemalten kupferfarbenen Lichtreflexen an den Haarspitzen erkennen. Mit denen erreicht der Maler dann auch diesen erschreckenden 3D Look des Bildes, mit welchem es sich in die Wirklichkeit schraubt. Es ist genau dieser Hyperrealismus, der Bramantes gegeißelten Christus im Brera Museum so außergewöhnlich macht.

  • Die Pala Montefeltre von Piero della Francesca und der Christus an der Geißelsäule von Donato Bramante sind im Saal XXIV der Pinacoteca di Brera ausgestellt. Dort befindet sich auch die Hochzeit Mariens von Rafael Sanzio
Ein alter Mann verkleidet als der Seegott Neptun auf einem Gemälde in der Brera Mailand.
Angnolo di Cosimo, genannt Bronzino; Andrea Doria als Neptun, ca. 1544 – 46

Bronzino malt Andrea Doria als Neptun

Dieses erstaunlich freizügige Porträt des genuesischen Kriegsunternehmers Andrea Dorias in der Pinacoteca di Brera ist eine Auftragsarbeit für den Kunstsammler Paolo Giovio. Der hochgebildete Arzt und Bischof von Nocera ist als ersten Biograph Leonardo da Vincis berühmt geworden. Seine Karriere war eng mit dem Aufstieg der Familie Medici aus Florenz verbunden. Dort wird Giovio auch den Maler Angnolo Bronzino kennen gelernt haben, der für sein geplantes Museum berühmter Männer unteranderem dieses Porträt Andrea Dorias als Neptun anfertigte.

Andrea Doria war ein allseits gefürchteter Krieger und Admiral. Im Auftrag von Kaiser Karl V oder dem Papst Clemens VII führte er Krieg gegen Piraten auf dem Mittelmeer oder die nach Europa vordringenden Türken. Als Staatsmann konsolidierte er die Kaufmanns-Republik Genua und blieb bis ins erstaunlich hohe Alter von 94 Jahren ihr heimlicher Herrscher.

Bronzino hat für Andrea Doria, den ihm wohlgewogene Zeitgenossen als Herrscher oder Gott der Meere also Neptun besangen, ein kontrastreiches Porträt geschaffen. Eine Ähnlichkeit zwischen dem Dargestellten und dessen idealisierendem Götterbild hat der Maler gar nicht gesucht. Als Hinweis auf die Identität des Dargestellten muss die Inschrift oberhalb des Dreizacks reichen: A. Doria.

Das merkwürdig eintönig graue Inkarnat des Neptun unterstreicht, dass wir es hier nicht mit der Abbildung eines lebenden Wesens sondern mit der einer antiken Marmorskulptur zu tun haben. Die grauen Haare scheinen zwar das fortgeschrittene Alter des Dargestellten zu belegen. Doch die in leichte Wellen gelegte Frisur gehört zur typischen Ausstattung des Meergotts. Das ergraute Haar steht in einem scharfen Gegensatz zur prächtigen und wohlgeformten Körperlichkeit. Jeder, der die 40 überschritten hat, weiß wie gnadenlos die Schwerkraft das lose Fleisch ausleiern lässt. Doch der dralle Körper des Kriegshelden widersteht den einfachsten Gesetzen der Biologie und der Physik. Beneidenswert! Wer genau hinschaut bemerkt, dass die locker um die Hüfte geschwungene Gardine die mächtige Schwanzwurzel des Admirals nur unzureichend bedeckt. The bigger the better! Die Natur hat Andrea Doria mit einer ordentlichen Portion Potenz beschenkt, soll das wohl heißen.

Diese schlichte visuelle Formel außergewöhnlicher männlicher Virilität wird im anmutigen Spiel der Hände allerdings wieder aufgelöst. Auch der versonnene Blick und der weiche Schwung des Körpers, der während des Betrachten einen begehrlichen Wunsch nach Berührung hervorruft, stehen im Widerspruch zu dem ersten Eindruck einer rohen maskuliner Körperlichkeit.

  • Andrea Doria als Neptun ist im Saal XXVII der Pinacoteca di Brera ausgestellt
Gemälde von Tintoretto in der Gemäldesammlung der Brera in Mailand.
Jacopo Robusti genannt Tintoretto, Auffindung der Gebeine des heiligen Markus, 1562 – 66

Tintoretto: Auffindung der Gebeine des heiligen Markus

Dieses großformatige Gemälde in der Pinacoteca di Brera gehört zu einem Bilderzyklus über das Leben des heiligen Markus, den Tintoretto für die Scuola di San Marco in Venedig malte. Die restlichen Gemälde des Zyklus befinden sich immer noch in der Lagunenstadt. Dort werden sie in der Galleria dell‘ Accademia präsentiert.

Tintoretto zeigt sich in dem Gemälde als ein gewitzter Regisseur dramatischer aber völlig unglaubhafter Ereignisse. Hier geht es um die legendäre Auffindung der Gebeine des heiligen Markus durch venezianische Kaufleute im Jahr 827 in Alexandria. Diese erstaunliche Geschichte einer Grabschändung im Dienst der guten Sache ist zentral für das Selbstverständnis der Stadtrepublik Venedig, die sich ja als Republik unter dem Schutz des heiligen Markus inszeniert und aus seinem Begleittier, dem Löwen, das Symbol städtischer Autorität gemacht hat.

Die Betrachterin wird sofort durch die schwindelerregende Perspektive eines endlos langen Korridors in das Bild hineingezogen und in eine Bildwelt katapultiert, die jeglichen Zweifel am Dargestellten zu übertünchen versteht. Ganz hinten im Bild erregt das schwefelige Glühen aus einer Gruft die Aufmerksamkeit. Zwei Männer stören die Totenruhe und leuchten in ein Grab hinein, um es auf heilige Knochen zu untersuchen. Rechts in der Mitte versucht ein Mann Inschriften an hoch angebrachten Grabkisten zu entziffern und weiter vorne wird bei einem dramatischen Leichenraub, der ein wenig an eine Kreuzabnahme erinnert, ein spektakulär verdrehter Leichnam zu Boden gesenkt.

Aber wozu dieses ganze Aufheben? Ganz vorne im Bild ist doch schon der heilige Markus erschienen. Er hat seinen extravagant körperbetonten rosa Jumpsuit angezogen und eine blaue Stola über die Schulter geworfen, die nun hinunterzugleiten droht. Mit ausgestreckter Hand deutet er darauf hin, dass die prächtige Leiche zu seinen Füßen die hochverehrte Reliquie sei. Sogar ein Wunder hat dieser tote Körper schon vollbracht. Denn ein rasender Bessesener auf der rechten Seite scheint von seinem Übel kuriert zu sein.

Die starke Verkürzung der Leiche zu Markus Füßen erinnert an den toten Christus von Mantegna ebenfalls in der Brera. Besonders deutlich wird das bei der extrem verkrampften Haltung der rechten Hand.

Ein alter Mann, der vor einem Kreuz betet, auf einem Gemälde des Künstlers Tizian.
Tizian Vecellio, der heilige Hieronymus, 1556 – 1561

Tizian zeigt uns das Alter des heiligen Hieronymos

Seinen spektakulären Umgang mit leuchten Farben und schrillen Bildleuchten hat Tintoretto bei dem venezianischen Malerfürsten Tizian gelernt. In der Brera in Mailand wird ein sensationelles Werk aus dem Spätwerk des Meisters gezeigt. Diesen heilige Hieronymus hat Tizian in seinem siebzigsten Lebensjahr vollendet. Die Erfahrungen des Älterwerdens, der Zwiefel und die Unsicherheit sind dem Maler bestimmt direkt aus der Hand in den Pinsel geflossen. Für die runzelig, hängende Bauchdecke, die der Maler seinem in der Einöde lebenden Heiligen anhängt, brauchte er bestimmt keine Studien zu betreiben. Die hat er jeden Morgen im Spiegel betrachten können.

Aber das Alter beschert auch eine Freiheit beim Malen, die wirklich außergewöhnlich ist. Mit seiner großen Erfahrung im Umgang mit Farbe gelingt es Tizian aus einer relativ schmalen Farbpalette von Grau bis Braun eine ganze Welt zu erschaffen. Erstaunlich!

  • Die Auffindung der Gebeine des heiligen Markus von Tintoretto hängt ebenso wie der heilige Hieronymus von Tizian im Saal IX des Brera Museums. Dort sind neben weiteren venezianischen Malern auch Stillleben von Giorgio Morandi und Porträts von Modigliani ausgestellt
Drei Männer beim Emmaus Mahl in der Pinacoteca di Brera in Mailand.
Michelangelo Merisi da Caravaggio, Emmaus Mahl 1606

Das Emmaus Mahl von Michelangelo Merisi da Caravaggio

Im Jahr 1606 war der Rowdy Michelangelo Merisi da Caravaggio auf der Flucht aus Rom. Dort hatte der aufbrausende Künstler im Streit Ranuccio Tomassoni erschlagen. Um einer Strafverfolgung zu entgehen, setzte er sich nach Süden ab in das Fürstentum Paliano, das von der Familie Colonna regiert wurde. Später flüchtete er weiter nach Neapel.

In Paliano konnte sich der Künstler so sicher fühlen, dass er dort mehrere Gemälde vollendete. Der heilige Franziskus aus dieser Zeit befindet sich heute in Cremona. Das Emmaus Mahl ist 1939 aus einer Privatsammlung in die Pinacoteca di Brera gelangt. Schon 5 Jahre früher hatte sich Caravaggio mit diesem Bildthema auseinandergesetzt und ein lebendiges, energiegeladenes Gemälde angefertigt, das zu den Meisterwerken in der Gemäldesammlung der Nationalgallery in London gehört.

Die Fassung des Emmaus Mahl in Mailand ist deutlich zurückhaltender als das Werk in London. Die Farben leuchten weniger und ein prächtiges Stilleben, welches die londoner Fassung bereichert, wurde 1606 durch einen Keramikteller voller schlabberige Mangoldblätter ersetzt. Insgesamt wirkt die Fassung in der Brera Sammlung konzentrierter und eindrücklicher inszeniert. Besonders dramatisch ist das Licht, welches von links oben in den Bildraum fällt. Christus beugt sich aus dem Dunkel ins Licht, er ist dabei sein Inkognito zu lüften. Und nun beginnt die Szene, die das Lukas Evangelium erzählt:

… es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

Lukas 24, 30 – 31

Der kurze Moment dieser Erscheinung ist in der prägnanten Geste Jesu zusammengefasst. Während der rechte Jünger ungläubig das Zeichen noch nicht richtig zu lesen versteht, ist der linke schon überrascht aufgesprungen. Welche Gedanken dem Wirt bei diesem Ereignis durch den Kopf rasen, bleibt sein Geheimnis. Die Frau Wirtin ist gerade mit einer Servierschüssel zu Gruppe getreten und hat noch gar nicht erfasst, was da vor sich geht. Die verwelkten Gesichter der Wirtsleute sind eindrückliche Charakterstudien.

Schon erstaunlich wie subtil Michelangelo Merisi Affekte in Szene setzten kann. Dieses dramaturgische Geschick und die berührenden Charakterköpfe haben ebenso wie das dramatische Helldunkel, das chiaroscuro Caravaggios seine Malerkolleg*innen zur Nachahmung inspiriert. Ob sie dem Stil des großen Vorbilds folgten, weil dieser sie künstlerisch überzeugte, oder ob die hohen Preise, die Werke des Merisi auf dem Kunstmarkt erzielten, sie veranlassten, seinem Vorbild nachzueifern muss offen bleiben. In der Pinacoteca di Brera sind zahlreiche Gemälde der sogenannten Caravaggisten zu finden. Ein Beispiel ist Mattia Prettis Gemälde Petrus zahlt den Tribut.

  • Das Emmaus Mahl von Michelangelo Merisi da Caravaggio kannst Du im Saal XXVIII bewundern. Mattia Prettis Gemälde mit dem Tribut des Petrus ist in Saal XXIX der Pinacoteca di Brera ausgestellt.
Italienisches Ölgemälde mit 5 alten Männern
Mattia Pretti, Petrus bezahl den Tribut, 1635 – 1636
Der Kuss von Francesco Hayez in der Pinacoteca di Brera in Mailand.
Francesco Hayez, Der Kuss, 1859

Der Kuss von Francesco Hayez

Eines der berühmtesten Gemälde aus der Sammlung der Pinacoteca di Brera ist Il bacio, der Kuss. von Francesco Hayez. Hayez war nicht nur Maler sondern wie andere Künstler und Intellektuelle seiner Zeit in Mailand auch politisch aktiv. Gemeinsam mit dem Opernkomponisten Giuseppe Verdi und dem Schriftsteller Alessandro Manzoni gehört er zu einem Dreigestirn, das die italienische Nationalbewegung, den Risorgimento, musikalisch, literarisch und visuell unterstützt.

Verdi komponierte mit dem Gefangenenchor Va, pensiero, sull’ ali dorate … aus Nambucco, die heimliche Nationalhymne Italiens. Manzoni verfasste mit I Promessi Spossi, die Brautleute, den ersten modernen italienischen Roman. Erzählt wird das Leben eines Paars einfacher Leute, dessen Leben durch die Einmischung skrupelloser Feudalherren von einer Katastrophe zur nächsten schleudert. Francesco Hayez malte mit dem Kuss das passende Bild zum Risorgimento. Denn manche Interpreten möchten in dem Gemälde den Abschiedskuss eines Soldaten sehen, der danach in den Krieg für die nationale Einigung Italiens zieht. Immerhin hat der junge Mann einen Dolch im Gewande.

Andere Deutungen betonen besonders die verwendeten Farben. Denn die Farben grün, weiß, rot addieren sich zur italienischen; blau, weiß, rot dagegen zur französischen Trikolore. Weil Napoleon III die italienische Einigung politisch unterstützte, wird aus dem küssenden Paar so die enge Allianz benachbarter Staaten.

Allerdings lässt sich die Darstellung eines Paares in irgendwie mittelalterlichen Kostümen auch so verstehen, dass nur die große historische Distanz es im 19. Jahrhundert überhaupt ermöglichten einen deftigen Kuss darzustellen. Immerhin hat der Mann in dieser Szene sein rot bestrumpftes Bein so geschickt auf die Treppenstufen gestellt, dass er die junge Frau noch näher an sich heranziehen kann, um die Reibung der beiden Körper zu erhöhen. Nichtsdestotrotz knistert die blaue Seide des Kleides stärker als die erotische Spannung dieses Gemäldes.

Ein Stillleben des Malers Giorgio Morandi in der Gemäldesammlung der Pinacoteca di Brera.
Giorgio Morandi, Stillleben, 1929

Die metaphysischen Stillleben des Giorgio Morandi

Giorgio Morandi ist sicherlich eine der erstaunlichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Wie kein anderer in Italien repräsentiert er den Typus des einsamen Künstler, der seine Heimatstadt Bologna nie verlässt und die Positionen seiner Künstlerkollegen höchstens aus der Zeitung kennt.

Nach 1920 wendet sich Morandi nur noch den einfachen Gegenständen zu. Flaschen, Teekannen, Teller und Schüsseln, die ganz deutlich der industriellen Massenproduktion entstammen. In unserem Alltag schenken wir der Weinflasche oder dem Platzteller keine besondere Aufmerksamkeit. Der Künstler aber konzentriert sein ganzes Werk um diese unbedeutenden Gegenstände.

In seinen Stillleben lassen sich häufig die selben Gegenstände entdecken. Aber jedesmal anders kombiniert, neu arrangiert, aus einer veränderten Perspektive betrachtet oder subtiler beleuchtet. So erscheinen Gegenstände, die uns aus Gewohnheit vertraut sind, als metaphysische Objekte, deren geheimnisvolle Aura und Poesie uns gefangen nimmt. In dem wiederholten Malen der gleichen Gegenstände drückt sich aber auch eine der traumatischen Erfahrungen der Moderne aus: die Wirklichkeit ist flüchtig und nie zu fassen. Also immer weiter üben!

  • Giorgio Morandis Stillleben sind unteranderem in Saal IX zu sehen

Wenn Du Dich für die Pinacoteca di Brera und Italien interessierst, dann lies auch diese Artikel:

Tipps & Service: Pinacoteca di Brera

  • Adresse:  Via Brera, 28, 20121 Mailand MI, Italien
  • Öffnungszeiten: Von Dienstag bis Sonntag von 08:30 – 19:15; Montag geschlossen; die Kasse schließt um 18:00 Uhr
  • Eintrittspreise: 15,00 €; ermäßig 10,00 €; ein Audioguide in deutscher Sprache kostet 5,00 €
  • Am Ende des Rudgangs wartet in der Pinacoteca di Brera ein schönes Café auf Dich, in dem Du Deine Eindrücke entspannt sortieren kannst
  • Auf dieser Website erfährst Du mehr über das Brera Museum
  • Im Apple Appstore und bei Google Play kannst Du Dir eine App herunterladen, mit der Du Deinen Besuch in der Gemäldesammlung der Brera gut vorbereiten kannst, außerdem kannst Du die App während des Besuchs im Museum interaktiv nutzen und Dir Erklärungen zu den Bildern anzeigen lassen
  • Für einen Besuch im Brera Museum solltest Du 1,5 – 2 Stunden einplanen.
  • Am besten nutzt Du die Website oder die App der Brera, um Deinen Besuch vorzubereiten. So kannst Du schon vor dem Besuch festlegen, welches Gemälde Du unbedingt sehen möchtest