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Spiegelglatt, der Mirror Lake am Mt. Whitney. 
(c) Robert M. Plogman 2015
Spiegelglatt, der Mirror Lake am Mt. Whitney. 
(c) Robert M. Plogman 2015

Berge oder Meer? Weltweite Wanderlust

Unser heutiger Gesprächspartner lebt in zwei Welten und wandert für ihr Leben gern. Im Gespräch mit Kirsten gehen wir von Südkalifornien nach Südtirol, streifen dabei allerlei amerikanische und deutsche Absonderlichkeiten und die Gretchenfrage: Was magst Du lieber: Berge oder Meer?
Inhalt

Anke, was hat dich nach Berlin verschlagen?

Als Faculty Director Nordeuropa für die University of California leite ich seit Sommer 2015 für unsere zehn Standorte die Austauschstudienprogramme in Deutschland, Dänemark und Schweden. Pro Jahr betreue ich insgesamt um die 300 Studierende in den drei Ländern. Zum Lehren bleibt da keine Zeit, doch bin ich nach wie vor in der Forschung aktiv. Meine Schwerpunkte sind die deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Gegenwartskultur und nach über 15 Jahren als „Auslandsgermanistin“ hatte ich den Eindruck, dass ich die Entwicklung wieder intensiver verfolgen möchte als rein durch Forschung und Publikationen.

Üben für Mount Whitney! Hier am Mount San Antonio, auch bekannt als Old Baldy oder Mt. Baldy, 3069m. (c) Robert M. Plogman 2015
Üben für Mount Whitney! Hier am Mount San Antonio, auch bekannt als Old Baldy oder Mt. Baldy, 3069m. (c) Robert M. Plogman 2015

Wie erlebst Du Berlin heute?

Ich habe vor fünfzehn Jahren schon mal in Berlin gelebt und beobachte die Veränderungen, die die Stadt seitdem durchgemacht hat, mit Erstaunen und Interesse. Berlin nach der Wende war ja trotz Hauptstadtstatus lange eher provinziell, was sich vor allem in der Einstellung der Menschen und einer allgemeinen Inflexibilität bei Behörden etc. gezeigt hat. Heute erscheint mir die Stadt wirklich gründlich durchglobalisiert, mit allen positiven und negativen Aspekten, die das mit sich bringt.

„Glas und Stahl“ als Stichwort —so vieles ist neu gebaut, renoviert oder sogar abgerissen worden, und es gibt Orte, die ich schlicht nicht wieder erkenne. Das macht mich oft etwas melancholisch, ist aber im Vergleich zu amerikanischen Städten immer noch relativ erträglich. Tatsächlich ist es aber auch schon vorgekommen, dass ich Abends zum Beispiel in Kreuzberg ausgegangen bin und dann nicht wusste, bin ich jetzt noch in Berlin oder doch schon in Brooklyn, weil ich nur von englischsprechenden Menschen umgeben war und selbst Kellner selbst mich nur noch auf Englisch angesprochen haben.

Das erlebe ich dann schon als etwas absurd. Mein amerikanischer Mann findet es in manchen Vierteln so extrem, dass er letzthin (spaßeshalber) erklärte, nach Schönberg könnten wir nicht mehr ziehen, da seien ihm zu viele Amerikaner! Deutsche sind ja grundsätzlich sehr beflissen, Englisch zu sprechen. Meiner Meinung nach spielt da vielleicht auch die historische Angst eine Rolle, zu wenig offen und zu provinziell zu erscheinen.

Was die Menschen angeht, so muss ich aber sagen, dass ich super positiv überrascht bin. Ich fand Berlin früher wirklich oft anstrengend, vor allem weil ich die schlechte Laune, Motzerei und Berliner Schnauze (gerade als Rheinländerin) unmöglich fand. Heute kann ich dagegen häufig kaum fassen, wie freundlich und hilfsbereit Menschen hier sind. Klar, der Ton ist manchmal etwas rauer als anderswo, aber selbst die angeblich so schreckliche deutsche Bürokratie sieht heute freundlicher aus als am Ende der 1990er Jahre.

In welchem Stadtteil wohnt ihr?

Ich finde es interessant, wie wichtig es ist in Berlin ist, in welchem Stadtteil man lebt – es ist ein scheinbar unerschöpfliches Thema, wenn man neue Leute kennenlernt. Offenbar definieren sich viele Menschen sehr stark mit und über ihren Kiez. Das ist allerdings bei mir definitiv nicht der Fall. Die Wahl unseres Stadtteils – in Steglitz’ Südwesten, also eigentlich fast schon in Lichterfelde – hängt einfach damit zusammen, dass wir eine möblierte Wohnung brauchten, in der man zwei Hunde halten darf. Da winken viele Vermieter gleich ab. Wir haben wirklich Glück gehabt, eine annehmbare, bezahlbare Wohnung gefunden zu haben.

Fühlst Du ich mehr als Deutsche oder Amerikanerin?

(lacht) Vielleicht eher wie ein Hybrid? Das sehe ich schon daran, dass ich zweisprachig denke und innerlich immer zwischen Sprachen hin- und herwechsle, je nachdem, worüber ich nachdenke. Das kriegt man nicht mehr raus. Selbst wenn ich dauerhaft oder für einen sehr langen Zeitraum nach Deutschland zurückkäme, würde es wohl bleiben, dieses Gefühl in zwei Welten, zwei Kulturen und zwei Sprachräumen zu leben.

Dein Mann ist Amerikaner. Wie verständigt ihr euch zuhause?

Wir reden deutsch, wenn es um Alltagsdinge geht, aber hauptsächlich sprechen wir Englisch miteinander. Wenn man jemanden in einer Sprache kennengelernt hat und viele Jahre gemeinsam in ihr verbracht hat, ist es schwer, dieselbe zu wechseln. Linguisten sagen ja auch, dass Leute in einer Sprache eine ausgeprägte Persönlichkeit haben. Sprich, in einer anderen Sprache haben sie auch eine andere, nehmen sich anders wahr.

Meer oder Berge – Die Gretchenfrage

Wie erholst du dich? Wobei tankst du wieder auf?

Bewegung und Sport sind extrem wichtig für mich, da ich den Großteil meines Tages lesend und schreibend, also sitzend verbringe. In Kalifornien bin ich wohl das, was man eine „gym rat“ nennt, aber die Berliner Fitnessstudios sind eher nicht so mein Ding. In meiner Freizeit versuche ich daher, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen, je nach Jahreszeit mit Laufen, Tennisspielen, Schwimmen. Ich wandere auch sehr gerne, denn das hat ja neben den positiven Aspekten wie Entspannung, Gesundheit, etc. auch soziale und ästhetische Aspekte. Man sieht die Welt anders, wenn man sich auf den eigenen Beinen durch sie hindurch bewegt; das gilt für Städte, aber auch für das Laufen durch die Landschaft. Und man bekommt Ideen und kann Lösungen finden, gerade für Probleme, die mit dem Schreiben zu tun haben.

Wandert immer weiter. Anke Biendarra, hier am Big Bear Lake in Südkalifornien (c) Robert M. Plogman 2013
Wandert immer weiter. Anke Biendarra, hier am Big Bear Lake in Südkalifornien
(c) Robert M. Plogman 2013

Wo wanderst du gerne? Gibt es ein besonderes Wandererlebnis, von dem Du hier berichten möchtest?

Ich bin eigentlich an allen Orten gewandert, die ich je besucht habe. Wenn wir irgendwo hingehen, ist Wandern das, was wir tun. Dementsprechend suche ich auch mögliche zukünftige Ziele aus. Und würde häufig lieber in ein landschaftlich schönes Gebiet fahren, als mir eine Stadt anzugucken.

Südkalifornien, wo wir leben, ist natürlich schon ein wunderbares Gebiet für Leute, die Natur und die Outdoors gerne mögen. Durch den Gebirgszug der Sierra Nevada hast du wirklich hohe Berge, dagegen sind die Alpen klein! Letztes Jahr waren wir zum Beispiel auf dem Mount Whitney, dem höchsten Berg in den kontinentalen Vereinigten Staaten. Der ist mit seinen über 4.400 Metern Höhe fast so gewaltig wie der Mont Blanc.

Wenn die Erhabenheit der Natur auf den Ehrgeiz und die Demut von uns Menschen treffen. Mount Whitney, 4,421m (c) Robert M. Plogman 2015
Wenn die Erhabenheit der Natur auf den Ehrgeiz und die Demut von uns Menschen treffen. Mount Whitney, 4,421m, (c) Robert M. Plogman 2015

Klingt sportlich. Ist das noch Bergwandern oder schon Bergsteigen?

Das war die erste richtige Berg-Klettertour, die ich bis dato gemacht hatte. Wir haben dafür richtig trainiert, denn so eine große Tour kann man nicht einfach so machen, obwohl der Berg gut zugänglich ist und man auf großen Teilen nicht klettern muss, sondern „einfach“ hoch laufen kann. Insgesamt sind es 17km hin und zurück, mit einer Steigung von über 2000 Metern. Man kann das an einem Tag schaffen, hat dann aber für den Aufstieg nicht viel Zeit. Man muss bei Sonnenaufgang losgehen, denn im Laufe des Tages wird der Schnee immer pappiger. Vor allem braucht man eine gute Kondition und muss sich an die Höhe gewöhnen.

Mt. Whitney - ohne Schneeschuhe... kann man machen, doch vielleicht (noch) nicht im Mai. (c) Robert M. Plogman 2015
Mt. Whitney – ohne Schneeschuhe… kann man machen, doch vielleicht (noch) nicht im Mai.
(c) Robert M. Plogman 2015

Auf Mount Whitney hat man schon mit Höhenkrankheit zu tun. Vor dem Aufstieg muss man sich unbedingt akklimatisieren, je länger, desto besser. Im Fall von Whitney haben wir unmittelbar zuvor zwei Nächte auf einer niedrigeren Höhe verbracht. Damit steigen die Chancen, dass es Dir da oben gut ergeht und der Aufstieg nicht zur Qual wird.

Auch die beste Vorbereitung nützt bisweilen leider nichts. Wir sind mit einer Freundin hochgestiegen, die sehr fit ist und deutlich mehr Bergerfahrung hatte als wir, und der ging es trotzdem übel. Dazu kam: Auf dem letzten Stück lag viel Schnee – und wir hatten bewusst keine Schneeschuhe und Eisen dabei, weil das für die erste Tour vielleicht doch ein bißchen zu schwer gewesen wäre. An unserem Endpunkt haben eine halbe Stunde Rast gemacht und sind dann wieder runtergestiegen. Dennoch war es erhebend. Dieses besondere Gefühl, der Stolz, das geschafft zu haben, das behält man.
Witzigerweise waren außer uns und einer weiteren Gruppe von Amerikanern fast nur Deutsche und Österreicher auf dem Berg, die können anscheinend nicht von den Bergen lassen. Da steigst du in Einsamkeit auf und triffst dann jede Menge Landsleute.

Der Trainingsberg: Mt. Baldy. Karg und reich, elementar und überwältigend. (c) Robert M. Plogman 2015
Noch einmal der Übungsberg: Mt. Baldy, Karg und reich, elementar und überwältigend.
(c) Robert M. Plogman 2015

In welcher Jahreszeit seid ihr denn aufgestiegen?

Das war Ende Mai, noch früh in der Saison. Der Berg war erst zwei Wochen auf und daher ungewöhnlich leer. Du musst Dir vorstellen, der Mount Whitney ist relativ leicht zu besteigen, und daher sehr beliebt. Es gibt ein Lossystem, über das Bergwanderer sich bewerben. Alle hoffen, einen Zugang zu gewinnen. Dann stand auch ich da oben. Und aufgrund dieser Erfahrung habe ich echt verstanden, warum manche Leute immerzu auf hohe Berge steigen. Also wenn du mir die Wahl geben würdest, Meer oder Berge, würde ich immer sagen, Berge!

Zuhause in zwei Welten, Deutschland + Amerika

Ihr lebt in den USA, resp. kehrt voraussichtlich im Herbst 2017 dorthin zurück.

Ja, unser Hauptwohnsitz ist in Irvine, in Orange County, zwischen San Diego und Los Angeles. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der Leute dort gehören Surfen und Shoppen. Orange County hat wirklich die schönsten Strände. Ich habe, nachdem ich wie in einem Trockner ein paar Mal richtig durchgezogen wurde, extremen Respekt vor dem Pazifischen Ozean. Das wird nicht besser, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Surfer in ihren Anzügen wie leckere kleine Robben aussehen und die White Sharks das ähnlich sehen könnten…

Apropos gefährlich… Die bevorstehenden Wahlen werden in der ganzen Welt angespannt verfolgt. Für mich persönlich ist es nach wie vor schwer zu glauben, dass etwas, das sich wie eine schlechte Reality TV Show anfühlt, politische Realität sein soll / werden könnte.

Ich denke, das geht den meisten Amerikanern genauso! Ich habe bisher in jedem Wahlkampf gedacht, dass das nun der schrecklichste gewesen sein müsste, aber es lässt sich, wie sich in diesem Jahr zeigt, tatsächlich immer noch steigern. Während des ersten Wahlkampfes von Barack Obama, als er gegen John McCain und Sarah Palin angetreten ist, konnte ich selbst noch nicht wählen, habe aber die Monate der Vorwahlen in einem Zustand permanenter Aufgebrachtheit verbracht. Als Obama gewählt wurde, war das wirklich extrem emotional – wir waren auf einer Wahlparty, und als dann spät am Abend deutlich wurde, dass er die Wahl wohl gewinnen würde, sind einige Tränen geflossen. In diesem Jahr habe ich mich bewusst ein bisschen rausgezogen, was aber immer schwerer wird, je näher die Wahl rückt.
Es gibt wirklich viele Bereiche, in denen sich US und die deutsche Kultur ähnlich sind, aber am Beispiel des Wahlkampfes sieht man dann wiederum die gravierenden Unterschiede. Das Zweiparteiensystem bedeutet, dass der Rahmen dessen, was politisch überhaupt machbar ist, viel enger gesteckt ist und alles, was auch nur leicht außerhalb dieses Rahmens liegt, gleich extrem polarisiert. Das hat man an Bernie Sanders gesehen, der von den einen als Messias-artige Figur verehrt und von anderen als verkappter Kommunist verunglimpft wurde. Es gibt schlicht keine politische Alternative zum Zweiparteiensystem und das ist extrem problematisch. Dazu haben sich die USA im Zuge der Globalisierung extrem und fühlbar verändert: ganze Gewerbezweige sind ins Ausland verlagert worden, die Gehälter stagnieren, während die Lebenshaltungskosten extrem hoch sind. Der der amerikanischen Gesellschaft inhärente Rassismus zeigt immer häufiger im Alltag seine hässliche Fratze. Der Wahlkampf in den USA ist wirklich ein ungeheurer Zirkus, in dem es statt auf Inhalte und Argumente primär auf Showmanship ankommt. Für Deutsche ist das kaum nachvollziehbar.

Die Auslandsgermanistin und Literaturforscherin zieht es immer wieder in die Natur. Und nach Berlin.
Die Auslandsgermanistin und Literaturforscherin zieht es in die Natur. Und nach Berlin.

Deutschland und USA – Politik und Showmanship

Ebenso schwer nachvollziehbar auch das Wort „postfaktisch“, das im Zuge der emotionalen Diskussionen durch die Medien geistert….

Ich weiß eigentlich nicht, was das heißen soll, also die Behauptung, wir würden in einem postfaktischen Zeitalter leben. Ich kenne zwar das Argument und es ist auch nachvollziehbar, aber meines Erachtens muss es doch letztlich eigentlich immer nur um Fakten gehen. Man muss weiterhin darauf bestehen, denke ich. Auch wenn die meisten Amerikaner gern jemanden wählen wollen, mit dem sie beim Grillen ein Bier trinken können, den sie persönlich sympathisch finden.

Sicher wird diese Debatte durch den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf auch befördert. Ein Vorwurf, den ich den amerikanischen Medien machen würde ist, dass sie Trump großgeschrieben haben. Im Zuge des ersten TV Duells und der Diskussion um Trumps Misogynie hat sich was gedreht in der äußeren Wahrnehmung, aber das kam reichlich spät…

Die USA sind innerlich ein zerrissenes Land. Sei es arm und reich oder schwarz und weiß, die Schere ist nicht geschlossen worden, sondern klafft eher noch weiter auseinander. Eine bestimmte Form von Rassismus ist der amerikanischen Gesellschaft inhärent und sie hat sich nun wieder, in alter und auch in neuer Gestalt, Bahn gebrochen. Und die, die hassen, müssen ihren Hass nicht mehr verstecken; er ist gesellschaftsfähig geworden.

Hier scheint es Parallelen zur Entwicklung in Deutschland zu geben. Stumpfe Sündenbock-Stigmatisierung, populistisches Agitieren, polemisches Vereinfachen von Debatten, die sich ebenfalls längst nicht mehr um Fakten und rationale Standpunkte ranken.

Wenn man sich die Wutbürger anguckt, und sich anhört, was sie so von sich geben, das ist ja völlig schamlos. Ich habe kein Problem damit, dass jemand eine andere Meinung hat, aber Joachim Gauck als Volksverräter zu beschimpfen, wie jüngst am Tag der Deutschen Einheit in Dresden geschehen, das finde ich widerwärtig. Und dass es jetzt in Deutschland (wieder) okay ist, Goebbels Zitate hochzuhalten, dass in breiten Bevölkerungsteilen kein historisches Bewusstsein da ist und die, die hetzen, auch nichts Gravierendes zu befürchten haben, also da sehe ich schon Parallelen zu den USA. Der Schwachsinn, den Trump-Anhänger erzählen, der ist oft auf dem gleichen Level.

Die Kerstin, die ich neulich interviewt habe, sagte, Amerika wäre trotz allem ihr Lieblingsland. Wie ist es bei dir?

Wenn man so lange in einem anderen Land lebt und zwei Pässe hat, dann ist man immer zweigeteilt. Wenn ich in den USA bin, gibt es viele Dinge, die mir fehlen, vor allem Haltungen und kulturelle Gepflogenheiten, die ich an Europa und vor allem an Deutschland schätze. Bin ich hier, geht es mir auch immer wieder so, dass ich hier Sachen vermisse, die ich an den USA sehr mag.

Wie was zum Beispiel?

Man lebt vielleicht freier in den USA, die Parameter sind andere, auch wenn das in Berlin weniger ausgeprägt ist als in anderen Teilen Deutschlands. Amerikaner sind in der Tat bei vielen Dingen sehr tolerant, die in Deutschland stärker formalisiert und strenger geregelt sind. Nach dem Motto „Live and let live“. Ein Beispiel: In Deutschland ist es nach wie vor so, dass Entscheider, wenn du mit einem Lebenslauf kommst, der nicht durch Zeugnisse und Zertifikate abgesichert ist, oft nicht wissen, was sie mit Dir machen sollen. In den USA herrschen eine größere Flexibilität und ein größeres Zutrauen in erarbeitete Kompetenzen. Du kannst dich erfinden, und auch neu erfinden. Die Selfmade-Philosophie ist noch sehr virulent, das ist wirklich kein Klischee.

Mt. Gitschberg in den Zillertaler Alpen, 2.510m, (c) Robert M. Plogman 2016
Mt. Gitschberg in den Zillertaler Alpen, 2.510m,
(c) Robert M. Plogman 2016

Lockende Berge – verlockende Aussichten

Und wohin geht deine nächste Reise?

Oh, gerade zehre ich noch von Sommerferien in Südtirol, wo ich zum letzten Mal vor langer Zeit gewesen war. Wir waren erst ganz im Süden von Südtirol, am Lago di Caldaro, das ist ein Weinanbaugebiet; dann waren wir am Gitschberg /Jochtal, das ist eine Skiregion im Norden und zum Schluss noch außerhalb von Brixen an der Plose (2.500 Meter hoch). Da fährst Du mit der Seilbahn ein gutes Stück hoch, du bist ja in den Dolomiten, resp. du siehst die Dolomiten von der Plose aus…

Suedtirol, Dolomitenrundweg, von der Plose aus aufgenommen (c) Robert M. Plogman 2016
Suedtirol, Dolomitenrundweg, von der Plose aus aufgenommen, (c) Robert M. Plogman 2016

Dazu der Zauber von Bergbauern, die mit Sensen ihre Felder abmähen, wie im 18. Jahrhundert. Das habe ich sehr genossen. Schon als Kind war ich viel in Italien. Einige Gerüche bringen mich mit Proust’scher Wucht direkt in diese Zeit zurück. Dieses Mal war es der Duft einer Handseife. So banal wie wunderbar. Es wäre schön gewesen, sagen zu können, es war der Geruch einer Bougainville, aber es war tatsächlich eine Seife!

Suedtirol, Weinberge am Lago di Caldaro (c) Robert M. Plogman 2016
Suedtirol, Weinberge am Lago di Caldaro, (c) Robert M. Plogman 2016

In naher Zukunft möchte ich auf jeden Fall mal nach Hawaii, wo man auch sehr schön wandern kann. Und dann gibt es noch einige längerfristige Ziele – Neuseeland steht ganz oben auf der Liste, und irgendwann möchte ich auch mal nach (Süd)Afrika. Aber da wird noch einige Zeit vergehen.

Anke, ich danke Dir herzlich für das Gespräch und einen Einblick in Deine Welt. Für die Zeit in Berlin wünsche ich Dir und Deinem Mann, der u.a. als Fotograf arbeitet und auch die wunderbaren Fotos für diesen Blogpost beigesteuert hat, alles erdenklich Gute.

Titelbild: Der Mirror Lake am Mt. Whitney. (c) Robert M. Plogman 2015