Die ländlichen Gegenden in Schweden haben alles, was das Herz begehrt. Wieso man in jedem Fall auch einen Stopp in der drittgrößten Stadt Malmö einplanen sollte? Wir nennen euch einige Gründe. Und Tipps für euren Besuch in der charmanten Hafenstadt.
An Malmö hatte ich keine besonderen Erwartungen. Denk ich an Schweden, denk ich an üppiges Grün. An Rote Hütten vor klaren Seen, die mit blauem Himmel und charmanten Wattewolken Formationen um die schönste Fototapete wetteifern. Gegen die schwedische Naturidylle ist schwer anzukommen. Auch in Südschweden, zum Beispiel in Västagötland und Småland, die sich landschaftlich sehr ähneln. Auch in einem globalklimatisch bedenklichen Sommer wie dem diesjährigen und der tobenden Waldbrände vielerorten noch eine Oase. Seelenwellness pur.
Und so gut wie keine Mücken. Dabei war ich so gut vorbereitet auf den Killerangriff der miesen Kriebelmücken. Anti-Brumm, Schmierstifte zum Lindern von Schwellungen und Juckreiz für danach, ein Mückennetz für übers Bett. Vor Jahren bei IKEA erworben, nie gebraucht, nun unbenutzt in unserer Unterkunft zurückgelassen. Sorry, liebe uns Beherbergende. Aber vielleicht kommt die Plage ja noch…
Malmö und der besondere Charm von Västrhamnen
Zurück zu Malmö. Die Ankunft im neu gestaltete Westhafen Västrhamnen ist nach der schwedischen Naturidylle Kontrastprogramm pur. Auf der kleinen Halbinsel verteilen sich zwei Dutzend Straßen und Sträßchen, die teils erst auf dem Stadtplan existieren. Kein Haus scheint hier älter als 13 Jahre. Noch gibt es viele Baulücken und Baustellen, doch der Besucher erlebt bereits, was hier entsteht.
Västrhamnen vereint trotz seines artifiziellen Charmes alles, was mir an modernen Hafenstädten gefällt. Vor allem die aufregende Sichtachsen und die spektakulären Solitäre. Architektur, die die Anforderungen modernster Energieeffizienz beispielhaft übertrifft und den Menschen dabei nicht vergessen hat. Die Szenerie erinnert mich etwas an Amsterdam Noord, ein Stück Oslo und Hamburger Hafencity ist auch dabei. Auch in diesen Städten habe ich mir neu gestaltete Stadtviertel in Fjord- oder Hafennähe angeschaut.
Als eines der höchsten Wohngebäude in Europa ist der Turning Torso berühmt geworden. Dem verantwortlichen Architekten, Santiago Calatrava, hat er zahlreiche Preise eingebracht. Der 190 Meter hohe, sich windende Bau ist seit seiner Erbauung 2005 die neue visuelle Landmarke von Malmö geworden. Wer Malmö aus früheren Zeiten kennt, erinnert sich vielleicht noch an den Kockumskran. Der riesige Schiffshebekran stand bis zu seinem Verkauf 2002 für eine symbolischen Dollar nach Korea an derselben Stelle wie heute der Wolkenkratzer.
Gleich nebenan lässt die knapp acht Kilometer lange, in ihrer Konstruktion einzigartige Öresundbrücke die Entfernung zum Nachbarstaat Dänemark auf eine kurze Überfahrt zusammenschnurren. Die längste Schrägseilbrücke der Welt, die wir auch von unserem Hotelzimmer aus sehen, übt wirklich eine starke Sogwirkung aus. Und liefert ein stimmungsvolles, und dazu kostenloses, Vergnügen. An lauen Sommerabenden versammeln sich Dutzende Familien, Paare und Alleinreisende an den Stufen der westlichen Promenade, um den Blick Richtung Kopenhagen zu genießen.
Erstes (Wohn)Haus am Platz, sowohl kulinarisch als auch vom Zeitpunkt der Erbauung her, ist Monster. Ein Steakhouse mit Bar, das seinesgleichen sucht. Stolz erzählt uns ein Mitarbeiter, dass sie in den ersten Jahren trotz der isolierten Lage gehalten haben. Die Atmosphäre oszilliert zwischen cool und plüschig. Das Steak, ich esse schwedisches Ribeye, ist ohne Übertreibung das beste, das ich je in einem Restaurant gegessen habe. Mein absoluter Restaurant Tipp für Malmö.
Malmös Innenstadt zu Fuß erobern
Von Västrhamn aus ist es nur einen knappen Kilometer zur Burganlage Malmöhus, auch Schloss genannt. Der wehrhafte Baukomplex, dessen älteste Teile aus dem frühen 16. Jahrhundert stammen, beheimatet heute gleich mehrere Sammlungen. In der Burg gibt es archäologische, historische und militärgeschichtliche Ausstellungen, dazu locken naturwissenschaftliche und zoologische Exponate junge und alte Besucher. Wer sich für Porträtmalerei interessiert, findet hier viele Werke von Alexander Roslin.
Über die Schlossbrücke und die Schlossstraße gelangt man direkt ins historische herz der Altstadt Gamlastaden. Höhepunkte des Zentrums von Malmö sind der Lilla Torg und der Stortorget. Auch hier liegen die schnuckeligen Gässchen und ihre historischen Gebäude nahe beieinander. Leider sind während unseres Besuchs im Sommer 2018 auffallend viele Häuser eingerüstet. Die St. Petri Kirche ist wegen aufwändiger Renovierungsarbeiten an Fresken und Orgel gleich ganz geschlossen.
Noch bis Ende 2018 residiert die Gemeinde der lutherisch-evangelischen Stadtpfarrkirche in einem runden weißen Zelt, das in unmittelbarer Nähe aufgestellt ist und neben geistlichem Zuspruch auf Wunsch auch Informationen über die Bauvorhaben liefert. Aber wenn wir uns mit eigenen Augen überzeugen wollen von dem, was hinter den Gerüsten und verhängten Fassaden von Malmös Innenstadt geschieht, werden wir wohl einfach wieder kommen müssen.
Alle Fotos in Text und Titelbild (bis auf Öresundbrücke): (c) Frank Ringwald. Herzlichen Dank!
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Service. Unsere Tipps für Malmö
Durch Zufall sind wir im Park Inn by Radisson gelandet. Mit Blick auf die Öresundbrücke und in unmittelbarer Nähe des Turning Torso (TT). Mehr Malmö geht nicht. Alles in allem sehr okayes Preis-Leistunsverhältnis. Direkt gegenüber gibt es einen großen Supermarkt, der täglich von 7-22h geöffnet hat. Super lecker essen gehen könnt ihr bei MONSTER.
Das Malmöhus ist ein Kunst Erlebnispark auf dichtestem Raum. Neben Burg, Naturkundemuseum und Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst gibt es auch ein Restaurant und eine Bar. Der Eintritt ist mit 40 SEK für Erwachsene moderat. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren genießen freien Eintritt.
Ihr wollt doch nicht alles zu Fuß machen? Die Buslinie 3 verbindet den Westhafen mit dem Zentrum von Malmö. Bustickets könnt ihr bargeldlos beim Fahrer kaufen. Unvorstellbar, bei der BVG mit seiner VISA zu wedeln. Aber Schweden ist auf dem besten Weg bargeldlos zu werden. Für die meisten Schweden ist es schon heute völlig normal, kein Kleingeld in den Taschen zu haben. Wer länger in der Region bleibt, sollte sich auf der Seite zu Skanetrafiken umschauen. Hier gibt es mehr Infos und günstige Deals für den regionalen Nahverkehr in der gleichnamigen Provinz.