Gleich aus welcher Richtung der Besucher kommt: Der Mont Saint-Michel, Weltkulturerbe und französisches Nationaldenkmal par excellence, liegt wie ein Klotz im Wattenmeer der Normandie und ist kaum zu verfehlen. „Ein feste Burg ist unser Gott“: Ob Luther den Burgberg kannte, als er das Kirchenlied dichtete? Mittelalterliche Pilger erklärten die kompliziert aufeinander getürmten Klostermauern schlicht zu einem Wunder. Nur 5,5 Hektar misst die Felseninsel. Entsprechend groß ist das Gedränge von Häusern, Mauern und Terrassen – und die Dichte an Cafés und Souvenirshops. Blitzgolden tänzelt der Erzengel Michael auf der 32 m hohen Turmspitze. Seit 1897 ist das so – mit einer Unterbrechung in den 1980er Jahren, als die Statue mit großem Aufwand restauriert wurde. Die schlichte Fassade lässt kaum die Pracht der dahinter liegenden Kathedrale vermuten. Drinnen werden wir Zeuge eines Gottesdienstes: kniende Mönche und Nonnen, glasklarer Gesang, eine hell klingende Glocke am langen Glockenseil. Wir respektieren das Fotografierverbot. Blicke wie aus dem Flugzeug. Tief unten der matte Spiegel des Watts bei Ebbe. Durch die Lage im Watt wirkt der Mont Saint-Michel wie vom Himmel gefallen. Wattwanderer – von der Kindergartengruppe bis zum Seniorenclub – nutzen die Ebbe für ausgedehnte Ausflüge. Der Mont Saint-Michel ist nach dem Eiffelturm die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs. Zum Glück geht es in der Vorsaison ruhiger zu. Früher war der Klosterberg eine richtige Insel. Doch die Bucht verlandete – unter anderem durch den Bau einer Dammstraße im 19. Jahrhundert, die die Ablagerung angeschwemmter Sedimente beschleunigte. Seit dem Sommer übernimmt eine elegante Stelzenbrücke (hier noch im Bau) die Anbindung per Shuttleservice ans Festland. Die alte Dammstraße wird nun sukzessive abgetragen. Den Rückbau zur Insel lässt sich Frankreich Dutzende Euromillionen kosten.
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