Tarent, die perfekte Stadt. Hier lebt man wie in einer Muschel, in einer geöffneten Auster. Hier das neue Tarent, dort die überfüllte Altstadt, ringsum zwei Meere und die Strandpromenade.
Pier Paolo Pasolini, Die lange Straße aus Sand
Tarent: Blick über das Binnenmeer, das “Mare Piccolo“. Perfekt geeignet für die Muschelzucht. In der Antike wurden hier die stacheligen Purpurschnecken gehalten. Mit dem purpurnen Schneckenfarbstoff wurde das griechische Tarent zur Stadt der Superreichen. An den kleinen, farbigen Bojen ganz im Hintergrund werden noch heute Muscheln gezüchtet. Die Muscheln versinken allerdings im Wohlstandsdreck. Ab1964 wurde Tarent mit dem Bau des Italsider Stahlwerks und der Errichtung eines neuen Hafens industrialisiert. Industrialisierung, das war Hoffnung auf Arbeit, Wohlstand, eine bessere Zukunft. Zehntausende machten sich aus den ländlichen Gebieten Apuliens und der Basilikata auf, um in Tarent einen Job im Stahlwerk zu finden. Seit Mitte der 1980er Jahre kriselt es in der Stahlproduktion gewaltig. Eingezwängt zwischen Industrie und Neustadt bröselt die barocke Altstadt von Tarent ganz langsam vor sich hin. Prächtige Wappen erinnern an andere, bessere Zeiten. Nicht alle Palazzi sind verlassen und unbewohnt … … an einigen Balkonen flattert sogar noch die Wäsche im Wind. “Typisch italienisch“. An vielen Mauern Graffiti. Tarent ist Sitz einiger Fakultäten der Universität von Bari. Das bringt junge Menschen in die Stadt. Dieses Graffito informiert über eine Kneipe in der Altstadt Tarents. Die meisten Wandbilder stammen von nur einem Streetart Künstler. Seine Farben sind immer Rot, Weiß und Blau. Die Wappenfarben von Tarent. Das Wappen von Tarent zeigt einen jungen Mann, den Stadtgründer Taras. Er reitet auf einem Delphin, der ihn vor dem Ertrinken rettet. In der Hand hält er einen Dreizack. Ein Zeichen der Hoffnung … … dieser Mann hier, gebeugt in einen Schandpfahl, wird vom Dreizack durchbohrt … Rot, der Staub des Stahlwerks, ist das Symbol für die Umweltbelastung durch die Industrie. Hier eine Halskrause und ein Brett vor dem Kopf. 14 – 400 Prozent höhere Krebshäufigkeit bei den Einwohnern Tarents im Vergleich zur italienischen Bevölkerung sollen durch die Umweltverschmutzung verursacht sein. Da entsteht Ärger und Wut … … über Umweltverschmutzung und Verseuchung des Meeres. Muscheln und Fische sind mit Dioxin belastet … … über schlechte Wohnungen … … über einsturzgefährdete Häuser, die nur noch von einem Stahlkorsett zusammen gehalten werden. Hier hat sich ein mutiertes Insekt eines ganzen Hauses bemächtigt. Ein magischer Affe reitet auf einem Besen durch die Luft. Nicht alle Graffitis in Tarent beziehen sich auf die komplexe Realität der Stadt. Manche haben einfach nur eine klare Botschaft: Anstand! Fortsetzung folgt.
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