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Schild mit der Aufschrift Waimangu Volcanic Valley
Schild mit der Aufschrift Waimangu Volcanic Valley

Das Waimangu Volcanic Valley – Heiße Quellen bei Rotorua

Das Waimangu Volcanic Valley ist eines der großen Naturwunder Neuseelands. 1886 ist es durch eine Explosion des Tarawera Vulkans entstanden. Es lohnt sich, das Waimangu-Tal zu durchwandern, denn dabei erfährst Du viel über Vulkane und den Ursprung der Welt.
Inhalt

Von Rotorua nach Waimangu

Das Waimangu Volcanic Valley wirbt mit einem einfachen aber unglaublich überzeugenden Claim für sich: “How the world began”. Nicht mehr und nicht weniger. Können wir bei einer Wanderung durch das Waimangu Volcanic Valley wirklich nachvollziehen, wie unsere Welt begann? Das wäre natürlich großartig, denn bequemer als in diesem Fall lässt sich der Ursprung der Welt gar nicht erreichen. Ich bin einfach in Rotorua ins Auto gesprungen und nach gut 20 Minuten war ich an diesem brodelnden Hexenkessel angekommen.

Blick über das Waimangu Volcanic Valley in Neuseeland.
Im Hintergrund der Tarawera Vulkan. Bei seinem Ausbruch 1886 wurden die berühmten Pink and White Terraces verschüttet und eine Spalte aufgerissen, innerhalb derer das Waimagu Tal entstand
Blick auf den Tarawera Vulkan auf der Nordinsel in Neuseeland.
Der gleiche Blick aber 100 Jahre früher. In der verkraterten Mondlandschaft nach dem Vulkanausbruch beginnen sich Pflanzen anzusiedeln. Panorama von 1903. (H.Winkelmann Collection) The Hocken Library, University of Otago, Dunedin, New Zealand

Waimangu Volcanic Valley – Wie die Welt begann

In der Schule lernen wir, dass unsere Welt mit dem Urknall aus Feuer und Asche entstand. Das besondere am Waimangu Tal: dieser Urknall lässt sich auf die Minute genau bestimmen: 10. Juni 1886 um 05 Uhr 30. Was ist damals geschehen?

In der Nacht des 10. Juni 1886 entpuppte sich der bis dahin sanft schlummernde Mount Tarawera als ein tätiger Vulkan. Während einer gewaltigen initialen Eruption zerbarst der Berg in zwei Teile, schleuderte eine Wolke aus Asche und Gestein über 10 Kilometer in die Höhe und riss dabei eine 17 Kilometer lange Spalte in der Erdkruste auf, die bis zum etwa 10 Kilometer entfernten Waimangu reicht.

Der Ausbruch des Tarawera Vulkans dauerte knapp 6 Stunden. Er zerstörte die Maori Dörfer im Umkreis des Vulkans. 120 Menschen kamen bei dem Ausbruch ums Leben. Damit ist die Tarawera Eruption der tödlichste Vulkanausbruch in Neuseeland. Der Knall des Ausbruchs soll übrigens so gewaltig gewesen sein, dass man in Blenheim auf der Südinsel Neuseelands fürchtete, ein russische Kanonenboot habe einen Angriff auf die Küste unternommen.

Die Pink and White Terraces – ein verschüttetes Weltwunder

Auch die als Touristenattraktion berühmten rosa und weißen Sinterterrassen am Lake Rotomahana wurden verschüttet. Denn der See gewann während des Ausbruchs über 170 Meter an Tiefe und verzwanzigfachte dabei seine Oberfläche.

Genau an diesen spektakulären Pink and White Terraces hatte sich das Unglück angekündigt. Denn kurz vor der Katastrophe hatte die Fremdenführerin Sophia Hinerangi ein mysteriöses Phantomkanu auf dem Lake Tarawera entdeckt, als sie Touristen aus Rotorua zu den berühmten Terrassen brachte.

Die Erscheinung eines Geisterkanus auf dem See interpretierte der Hohepriester Tūhoto Ariki vom Stamm der Tūhourangi als Warnung. Tūhoto Ariki befürchtete, dass die Nutzung der Pink and White Terraces als Touristenattraktion die Werte der Vorfahren und Ahnen missachtete und damit eine Katastrophe heraufbeschwören könne.

Tatsächlich waren es Unternehmer*innen vom Stamm der Tūhourangi, die den Tourismus zu den Sinterterrassen des Lake Rotomahane vorantrieben. Sie schützten die Pink and White Terraces vor Vandalismus und stellten den Besuchern Führer, Kanus, Mahlzeiten, Unterkunft und Unterhaltung zur Verfügung. Heute organisiert der Tūhourangi Iwi anstelle des Tourismus zu den Pink and White Terraces den durch das Vulkantal. So wie auch die Geysire von Te Puia in Rotorua, durch Maori Iwis verwaltet werden.

Ausbruch des Waimangu Geysirs in Neuseeland.
Der Waimangu Geysir gestern und heute. Screenshot von der App des Volcanic Valleys

Der Waimangu Geysir – Höher spukte keiner

Die gewaltigen Zerstörung des Tarawera Ausbruchs ließ durch Feuer und Asche wieder etwas Neues entstehen: Das Waimangu Volcanic Valley.

Vorbote für die weitere touristische Bewirtschaftung der geologischen und vulkanischen Wunder auf der Nordinsel Neuseelands war der hochberühmte Waimangu Geysir, dessen spektakuläre Ausbrüche überraschend im Jahr 1900 begannen und genauso überraschend 1904 wieder versiegten.

Über 400 Meter schossen die Fontänen dieses Geysirs in die Höhe, sie waren also höher als das Empire State Building in New York. Das ist Weltrekord, denn höher als der Waimangu Geysir spukte bisher keiner. Die Fontänen förderten Unmengen von schwarzem Wasser und Schlamm, was dem gerade neu entstandenen Tal schließlich auch den Namen gab, denn Waimangu bedeutet ganz einfach nur schwarzes Wasser. Wai ist das Wasser und mangu ist schwarz.

Erst nachdem der Weltmeister-Geysir seine Tätigkeit eingestellt hatte, kehrte in die graue und öde Mondlandschaft, die der Tarawera Ausbruch geschaffen hatte, ganz langsam das Leben zurück. So ab 1915 zogen die ersten Pflanzen ein und nach und nach folgten dann auch die Vögel.

Karte des Waimangu Volcanic Valleys mit Wanderwegen.
Auf dieser Karte sind die Wanderwege durch das Vukantal zu sehen.
Catherdral Rock in Neuseeland.
Keine Vulkangase sondern einfach nur Wasserdampf. Rund um Rotorua blubbert es aus geothermalen Quellen auch deswegen so viel, weil es viel regnet. Das Regenwasser versickert, wird in der Erdkruste aufgeheizt und kommt als Wasserdampf wieder nach oben

Wanderung durch das Waimangu Volcanic Valley

Als ich zu Beginn meiner Wanderung durch das jüngste geothermale Gebiet der Erde in das Waimangu Tal hinunter schaue, bin ich wirklich verblüfft. Innerhalb von nur 100 Jahren haben die erstaunlichen Wirkmächte der Natur eine verkraterte Mondlandschaft in eine üppige, grüne Hölle verwandelt. Ein Wunder: mannshohe Baumfarne, Kanuka- und Manukabäume, 5-Finger-Sträucher, haben sich mit der Unterstützung von Vögeln, die die Samen transportierten, wieder hier angesiedelt. Sagenhaft! In der Ferne steigen Dämpfe auf und Rauchschaden wabern durch das Tal. Das muss die Hexenküche sein, die mir erklären soll, wie unsere Welt entstand.

Wie immer in Neuseeland sind die Naturwunder für die Besucher auch in diesem Tal mit Wegen und Hinweisen bequem und komfortabel erschlossen. Die touristische Infrastruktur des Volcanic Valley wird in einer Art Public-Private-Partnership betrieben.

Gleich am Parkplatz befindet sich das Besucherzentrum, mit einem kleinen Café. Hier werden natürlich die Tickets verkauft, die Du aber am besten im Voraus online buchst. Zum Ticket erhälst Du außerdem eine kostenlose Broschüre mit Karte und hilfreichen Informationen zu den geologischen Wundern, die auf der Wanderung durch das Vulkantal zu bestaunen sind. Ziemlich neu ist übrigens eine App , die mithilfe von Augmented Reality, die Vergangenheit und die Geheimnisse dieser vulkanische Landschaften zu lüften verspricht.

Auf der Karte in meiner Hand sind befestigte Wege ausgewiesen, die – so lautet die Warnung – auf keinen Fall verlassen werden sollen, denn tatsächlich brodelt das heiße Magma in nur 2000 Metern Tiefe. Da heißt es richtig vorsichtig sein.

Bekanntlich liegt Neuseeland auf dem pazifischen Feuerring. Genau unter unseren Füßen stößt die pazifische Platte mit der australischen Kontinentalplatte zusammen. Diese Plattenbewegung setzt immense Kräfte in der Erdkruste frei, die sich in Erdbeben und eben Vulkanausbrüchen entladen. Nicht umsonst ist Neuseeland auch als shaky islands bekannt. Und genau das ist das Fantastische und vielleicht sogar Bedrohliche bei einer Wanderung durch das Waimangu Volcanic Valley, die Wanderung führt hinein in ein Tal, das genau diesen Bruch zwischen pazifischer und australischer Platte markiert.

Wasserdampfschwaden über dem Frying Pan Lake.
Wie Gespenster ziehen Dampfschwaden über den Frying Pan Lake
Farbige Algen im Waimangu Volcanic Valley an einem Wasserlauf.
Giftiggrün, Schwefelgelb, Altrosa so bunt in Geologie

Emeral Pool und Frying Pan Lake

Als erste Station auf meiner Wanderung mache ich Halt am Südkrater und schaue in den Emerald Pool, den Smaragd Teich. Bekannt ist der Emerald Pool dafür, dass er im Verlauf des Jahres immer wieder seine Farbe ändert, je nachdem welche Algenart gerade besonders erfolgreich wächst. Der Krater ist mit Regenwasser gefüllt und deswegen ist außer dem steilen Ufer und den üppigen Baumfarnen noch nichts Spektakuläres zu sehen.

Das ändert sich aber nur ein Stücken weiter mit dem Blick auf den Echo Krater, denn dieses ist der Krater, in dem der Waimangu Geysir seine Weltrekorde aufstellte. Heute simmert und blubbert hier der Frying Pan Lake, also der Bratpfannen See. Mich beeindrucken besonders das Schauspiel der Dampfschwaden, die wie tanzende Gespenster über die Wasseroberfläche schweben.

Ganz in der Nähe des Frying Pan Lakes wachsen sehr seltene Stromatolithen  im seichten Wasser. Es handelt sich dabei um biogene Sedimentgesteine, die – wenn ich es dann richtig verstanden habe – dadurch gedeihen, dass Bakterien Mineralien verstoffwechseln und als Kalkstein ablagern. Als die Erde noch ein glühender Feuerball war, also vor gut 3 Milliarden Jahren, waren die Stromatolithen und die Cyanobakterien, die sie wachsen ließen, schon Bewohner dieses damals recht unwirtlichen Planeten. Weil sie Photosynthese betrieben und dabei Sauerstoff herstellten, sind diese Bakterien wahrscheinlich die ersten Produzenten des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre und haben damit weiteres Leben auf unserem Planeten ermöglicht. Krass, was sich die Natur da ausgedacht hat. Mir kommt es vor, als blubberte im Waimangu Tal tatsächlich immer noch die Ursuppe durch die Gewässer.

Der Inferno Crater im Waimangu Volcanic Valley.
Der Inferno Crater gestern und heute. Screenshot von der App des Volcanic Valleys
Der Kratersee im Inferno Krater
Verführerische blau, aber sauer wie eine Zitrone der See im Inferno Crater

Gefährliches Blau – Der Inferno Crater

Ein weiteres Mysterium ist der blau leuchtende See im Inferno Crater. Das tropische Azur ist so verführerisch wie das einer blauen Lagune. Trotzdem sollte niemand baden gehen, denn einmal ist das Wasser ziemlich heiß und außerdem mit 2,1 ph sauerer als Zitronensaft.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, handelt es sich bei dem Kratersee des Inferno Craters auch um einen Geysir. Der Geysir pumpt wochenlang Wasser in den Krater, bis der See schließlich beginnt überzulaufen. Da der Geysir sich aber auf dem Grund des Sees befindet, ist er für die Augen des Betrachter unsichtbar. So richtig hat dieses Phänomen noch niemand verstanden, sicher ist aber, dass Bratpfannen- und Inferno-See sich in ihrem Tun gegenseitig beeinflussen.

Ganz in der Nähe sprudelt eine heiße Quelle Thermalwasser nach oben, so haben sich farbenfrohe Silikatterrassen gebildet. Ein schmaler Weg führt an einem dampfenden Bach entlang Richtung Bushaltestelle. Denn nach einer guten Stunde, bin ich am Ende meiner kurzen Wanderung durch das Waimangu Volcanic Valley angekommen. An der Haltestelle wartet schon ein klappriger Bus. Ich springe hinein und lasse mich Richtung Besucherzentrum chauffieren. Mein Kopf ist voll mit verwirrend vielen Eindrücken, die muss ich erst mal bei einem Becher Flat White ordnen.

Aber eines ist jetzt schon klar: Waimangu bedeutet zwar schwarzes Wasser, aber diesem Namen wird das Tal, dass ich durchwandert habe, ganz und gar nicht gerecht. Tatsächlich hat Mutter Natur die leuchtendsten Farben von giftig Grün bis Azurblau, von schwefeligem Gelb bis Zartrosa mit großer Geste über die Vulkanlandschaft ausgeschüttet und so eine farbenfrohe, mystische Landschaft entstehen lassen. Diese Eindrücke werde ich bestimmt so schnell nicht vergessen.

Waserdampfwolken steigen auf.
Es dampft wirklich überall an diesem schönen Morgen
Hinweistafel auf den Inferno Crater in Neuseeland.
Die Wunder der Natur sind in Neuseeland wirklich gut erschlossen. Zu den Vulkanen kommt man sogar mit dem Bus

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Lohnt sich ein Besuch des Waimangu Volcanic Valley?

Ob sich der Besuch im Waimangu Tal lohnt, hängt ab von den persönlichen Interessen. Wer sich für Vulkane, Geologie und Natur interessiert, der sollte sich auf jeden Fall einmal durch dieses Vulkantal wandern.

Aber wegen der vielen unterschiedlichen Eindrücke, die sich an diesem Ort innerhalb kürzester Zeit über die Entstehung unserer Erde gewinnen lassen, sollte eigentlich niemand einen Ausflug in das jüngste geothermale Gebiet der Erde verpassen.

Neben der gut 60 minütigen Tour, die ich gemacht habe, gibt es auch die Möglichkeit längere bis zu viereinhalbstündige Touren  zu unternehmen, die bis hinunter zum Lake Rotomahana oder auf den Mount Haszard führen. Praktisch ist die Möglichkeit, den Rückweg zum Besucherzentrum mit einem Bus zu absolvieren.

Das Waimangu Volcanic Valley ist ca. 20 Kilometer von Rotorua entfernt. Eine Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr gibt es zwischen Rotorua und dem Valley nicht. Wenn Du kein Auto zur Verfügung hast, ist ein Fahrrad eine Alternative oder Du bucht eine Tour inclusive Busfahrt. Am besten informierst Du Dich auf dieser Website.