Die BUGA Heilbronn lockt …
„Das Oberzentrum Heilbronn ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort in der Region der Weltmarktführer, an dem sich schwäbischer Fleiß und fränkische Lebensart auf’s Beste ergänzen.“, heißt es im offiziellen Prospekt der BUGA Heilbronn. Das klingt arg werblich und glatt. Die Norddeutsche muss kurz kichern – was soll das denn bitte heißen? Nichtsdestotrotz bin ich neugierig. Und seit der Bundesgartenschau in Brandenburg auch BUGA-Fan. Als ich an anderer Stelle lese, dass für die Bundesgartenschau in Heilbronn auf einem ehemaligen Industrie- und Hafengelände ein ganz neuer Stadtteil entstanden ist, gibt’s kein Halten mehr.
… und die Leute kommen. So war zu lesen, dass unerwartet viele Bewohner sich gleich zur Eröffnung eine Dauerkarte kauften. Kurzerhand verlegten die Heilbronner ihre Sommerfrische in diesem Jahr an die Sandstrände am Neckarufer. Besucher der Stadt, Urlauber und andere Neugierige folgten. An dem Tag unseres Besuchs bestaunen wir kurz den bunten BUGA Geländeplan, dann saugt es uns rein. Gute gelaunte Service-Leute schäkern uns in die richtige Richtung (auf die Forscherinsel). Schon wenig später finden wir uns inmitten im Flussbett plantschender Kinder, auf Picknickdecken chillenden Erwachsenen und Dutzenden wuselnder Teenager wieder. Letztere anscheinend Turner, die sich hier zu einem Wochenenende versammelt haben. Der erste Eindruck bei meinem Besuch der BUGA Heilbronn im Hochsommer: wild-romantisch und irre lebendig. Wenn das fränkische Lebensart ist, mach ich mit.
BUGA Heilbronn. Einstieg über die Forscherinsel
Es ist Samstag, es ist Hochsommer, es ist voll. Doch bis auf wenige Engpässe verlaufen sich die Menschenmassen auf dem weitläufigen Gelände. Als einzelne BUGA-Besucherin hingegen verläuft man sich hier nicht – und das will was heißen bei 40 Hektar Ausstellungsfläche. Da wir uns in der Gesellschaft von Heilbronnern mit Dauerkarte befinden, erfahren wir, wie sie die Sause genießen.
Unter der Woche sei es hier auch wunderschön, schwärmen sie: Illuminierte Wasserspiele abends, im Karlssee! Die haben sie schon mehrfach besucht. Um die Sommersonnenwende sei es schon immer recht spät geworden, mittlerweile und bis zum Ende der BUGA könnten Besucher das stimmungsvolle Spektakel dann zu „vernünftigen“ Zeiten anschauen, zwinkert die eine.
Wir starten unseren Rundgang über die BUGA Heilbronn vom Eingang Innenstadt, und steigen so über Die kleine Forscherinsel in den BUGA Parcours ein. Die kleine Insel ist ein schmaler Land-Drops, der den Neckar kurzfristig in zwei Ströme teilt und vom größten Science Center Süddeutschlands, der Experimenta, dominiert wird. Falls sich jemand fragt, wo die Event-Bezeichnung Forscherinsel herkommt, die eigentlich Kraneninsel heißt.
Die Experimenta und ihre große Sonderausstellung lassen wir hinter uns und passieren die Wilhelm-Schleuse 1821. Amüsiert registriere ich an ihrem Rand eine Gruppe Badende. Lebensgroße Skulpturen sind es, die hier dem historischen Bauwerk als frecher Blickfang Konkurrenz machen. Es ist ein heißer Tag – kurz vermisse ich mein Badekleid, das dummerweise nicht mit auf den Ausflug gekommen ist.
Heilbronn, eine Stadt verändert ihr Erscheinungsbild
Die Fülle an optischen Eindrücken ist überwältigend. Es dauert eine Weile, bis meine Sinne sich auf Blumen einstellen und die ersten zarten Blumengerüche zu mir durchdringen. Der Duft einer Rose namens Giardina haut mich fast um. Wie süß betörend, wie üppig, wie edel! Leider habe ich so gut wie keine Ahnung von der Welt der Botanik, das kann auch die BUGA Heilbronn nicht ändern. Also folge ich meiner Nase, meinen Augen und scanne ab und an ein Schild mit einem lateinischen Namen, nur um ihn gleich nach der nächsten Duftwolke wieder zu vergessen.
Die Stadt im Werden – der Name ist Programm. Zwischen Alt-Neckar und Floßhafen sind die Vorboten des neuen Heilbronn schon ansehnlich eingebettet. Der alte Hafenschlepper schaut skeptisch, aber wohlwollend auf die neuen Townhouses – die mich an irgendwas zwischen Hafencity Hamburg, Malmö und Offenbach erinnern. In der Ausstellung „Heilbronn – eine Stadt entwirft sich neu“, sind die Veränderungen anhand von Modellen, Fotos und Zeichnungen sowie Filmen nachzuvollziehen. Bei einem Eiscafé im Riva lassen wir die ersten Eindrücke sacken.
An vielen Ecken gelingt es Heilbronn ganz gut, seine Schönheit zu verstecken. Traditionelle Industrien und was von ihnen übrig blieb, waren im zweiten Weltkrieg zerbombt und im 60er Jahre Nachkriegs-Schick wieder aufgebaut worden. Irgendwie sieht die Stadt in meiner Vor-BUGA Erinnerung immer ein bisschen runtergerockt und zerzaust aus. Diesen Eindruck überschreibt das diesjährige Wiedersehen mit der ca. 125.000 Einwohner starken Stadt.
Neue Ufer und das Phänomen BUGA
Nach dem Eiskaffee schlendern wir durch das Inzwischenland weiter zur Sommerinsel. Hier protzt die BUGA Heilbronn wieder mit voller Garten-Power und allem, was gerade blüht, dazwischen mischen sich Exoten-Gärten von Kaufland über Kirche bis Kölle. Sponsoring hat viele Namen. Heilbronner Gärten und Europa Gärten sorgen für weiteren Abwechslungsreichtum, eine Stadt zeigt, was sie hat, und macht sich, wie ich finde, gut dabei. Ich genieße die Weite, in der locker verteilt große Skulpturen herumstehen, interessante Sichtachsen und von der Anhöhe beim Karlssee einen guten Überblick über das Gelände und Teile der Stadt.
Die neuen Ufer habe ich bei meinem Besuch nicht mehr gesehen. Was bleibt: Ein eindrücklicher Besuch in einer Stadt, die souverän-entspannt zeigt, was sie hat – und was sie vorhat. Heilbronn wird den Schwung der BUGA nutzen, um sich zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Mit schwäbischem Fleiß – und fränkischer Lebensart (ähäm).
Die Bundesgartenschau (BUGA) interaktiv und online
Na, Lust bekommen auf den ganzen Blumenstrauß? Auf der offiziellen Website der Bundesgartenschau gibt es mehr Zahlen, Daten, Fakten rund um die BUGA und natürlich weitere Informationen zu Ausstellungsfläche und Programm, Sonderveranstaltungen und Gedöns. Sogar einen interaktiven Geländeplan: meine.buga2019.de, eine Spiele-App: „impact.karl“, App actionbound 2019 barrierefrei”.