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Mother City: Die Statue des südafrikanischen Staatsmanns Jan Smuts vor der Kulisse des Tafelbergs
Mother City: Die Statue des südafrikanischen Staatsmanns Jan Smuts vor der Kulisse des Tafelbergs

Mother City: Kapstadt zu Fuß entdecken

Stadtrundfahrten sind bequem, aber oberflächlich. Wer Südafrikas „Mother City“ – die älteste Stadt des Landes – wirklich kennenlernen will, geht zu Fuß, folgt seiner Nase und vertraut auf die Hilfsbereitschaft der Menschen. Die stellt selbst den Tafelberg in den Schatten.
Inhalt

Urbaner Kosmos: Mother City Kapstadt

Dieser Beitrag wurde gesponsert von Reiseservice Afrika, Spezialist für hochwertige Reisen nach Afrika, Indien und auf die Arabische Halbinsel. Südafrika-Reisen nach Kapstadt gehören seit Gründung vor fast 45 Jahren zu den Spezialgebieten des Reiseveranstalters.

Irgendwo ist immer  Kapstadts Wahrzeichen der Tafelberg zu sehen, besonders gut vom Company’s Garden aus. Auch die Vögel lieben diesen Blick, deshalb machen sie es sich gern auf dem Kopf der Statue von Jan Smuts bequem. Jan Smuts war eine schillernde Persönlichkeit: burischer General, britischer Feldmarschall, Philosoph, zweimal Premierminister Südafrikas – unter anderem während des Zweiten Weltkriegs – und Mitverfasser der Präambel des Völkerbundes. Die Smuts-Statue von Sidney Harpley allerdings scheidet in Kapstadt immer noch die Geister, auch jetzt noch, über 50 Jahre nach ihrer Enthüllung.

Und schon sind wir mittendrin im Kosmos der Mother City. Die ist tatsächlich eine Klasse für sich. Das liegt einerseits an der spektakulären Lage zwischen zwei Ozeanen, gerahmt von der Silhouette aus Tafelberg und dem kleineren Löwenkopf (Lion’s Head) und gesäumt von malerischen Badebuchten (aber Vorsicht, das Wasser ist kalt, auch im Sommer!). Andererseits sind es die Bewohner, die Kapstadt prägen. Sie sind pragmatisch, geschäftstüchtig, weltoffen und sehr stolz auf ihre Stadt. Mit diesen Eigenschaften haben sie die düsteren Kapitel der Sklaverei und der Apartheid durchlebt und arbeiten täglich an der Überwindung der Rassentrennung – mit dem Ergebnis, dass die Mother City heute als bestorganisierte, lebenswerteste, sicherste und wohlhabendste Metropole Südafrikas gilt.

Mother City: Blick auf das Zentrum von Kapstadt.
Blick auf das Zentrum von Kapstadt von der Talstation der Gondelbahn am Tafelberg

Am Anfang der Mother City von Kapstadt war ein Gemüsegarten

Company’s Garden ist vielleicht der beste Ort, um einen Stadtrundgang zu beginnen, weil dieser Park so viel von Kapstadt erzählt. Er ist penibel sauber und gut gepflegt – dafür sorgen fleißige Reinigungs- und Gärtnertrupps – und steckt voller geschichtsträchtiger Orte. Einer davon ist ein Gemüsegarten. Ursprünglich wuchs auf der gesamten Parkfläche Gemüse, denn dies war sozusagen die Proviantkammer der Vereenigde Oost-Indische Compagnie VOC. Ohne die VOC – eine der ersten internationalen Handelsgesellschaften überhaupt – gäbe es das Südafrika, wie wir es kennen, gar nicht.

Die heutige Mother City war der erste VOC-Handelsstützpunkt am Kap, hier gingen alle Schiffe auf dem Seeweg nach Asien vor Anker, und die brauchten natürlich Proviant für die Weiterreise. Also legte der Niederländer Jan van Riebeeck 1652 für die VOC einen Gemüsegarten an und ließ sich auch nicht davon abbringen, als Stürme und sonstige klimatische Bedingungen die erste Ernte vollständig zunichtemachten. Schon im November 1653 hatten sich die Neusiedler an die besonderen klimatischen Bedingungen gewöhnt und konnten wie geplant alle Schiffe versorgen. 1659 wurde der erste Kapwein geerntet. Der heute rekonstruierte Gemüsegarten gilt als eine der Keimzellen der Mother City und Jan van Riebeeck als Gründervater der Stadt.

Der Kompaniegarten in Kapstadt die Keimzelle der Mother City.
Der Kompaniegarten (Company’s Garden) versorgte die Handelsschiffe der Vereinigten Ostindischen Kompanie (VOC) mit lebensnotwendigem Proviant und ist so etwas wie die Keimzelle der Mother City.

Eichhörnchen am Parlament

Wer durch den Kompaniegarten geht, bleibt nicht lang allein. Überall – im Gebüsch, auf den Wegen – springen große, graubraune Eichhörnchen herum. Sie sind so zutraulich, dass sie einem aus der Hand fressen. Und zu fressen gibt es für sie jede Menge – die Parkbesucher geben gern und reichlich.

Eichhörnchen fühlen sich im Kompaniegarten der Mother City.
Eichhörnchen fühlen sich im Kompaniegarten pudelwohl – und entzücken vor allem Besucher von außerhalb.

Das Eichhörnchenrevier liegt gleich neben dem Parlament. Die offizielle Hauptstadt Südafrikas ist zwar Pretoria, dort sitzt auch die Regierung, aber das Parlament tagt in Kapstadt, und zwar genau seit 1875. Damals gewährte Großbritannien der Kapkolonie das Recht zur Selbstverwaltung. Noch im selben Jahr begann der Bau an dem tempelartigen Prachtbau aus rotem Suffolk-Backstein. Fertig wurde das Parlament allerdings erst zehn Jahre später, weil der Architekt sich verrechnet hatte und das Fundament zu schwach auslegte. Er wurde gefeuert. Sein Nachfolger belohnte die Mother City mit einem ihrer repräsentativsten Gebäude.

Südafrikas schmuckes Parlament in Kapstadt.
Am Rand des Kompaniegartens und mitten im Leben: Südafrikas schmuckes Parlament

Das liegt mitten im Leben, denn der Kompaniegarten ist gut besucht. Geschätzt wird er vor allem von den Kapstädtern selbst. Wegen der vielen Museen im Umfeld des Parks ist er auch für Schulklassen attraktiv. Fast täglich sieht man sie im Gänsemarsch ins Museum ziehen, oder sie nutzen die Rasenflächen zur Erholung. „Betreten verboten“-Schilder haben hier – zum Glück – nichts zu suchen.

Mother City: Eine Schulklasse auf Parkbesuch
Eine Schulklasse auf Parkbesuch

Übrigens: Wer jetzt schon eine Stärkung braucht oder gern ein zweites Frühstück einschiebt, findet auf der gegenüberliegenden Seite des Kompaniegartens, kaum 200 Meter vom Parlament entfernt, ein gemütliches Gartenrestaurant. Das Ambiente stimmt, das Essen schmeckt, und die Terrasse lockt selbst an manchen milden Wintertagen.

Mother City: Fruchtcocktails und Snacks im Parkambiente: Das Gartenrestaurant im Company’s Garden ist zu jeder Tageszeit eine gute Adresse.
Fruchtcocktails und Snacks im Parkambiente: Das Gartenrestaurant im Company’s Garden ist zu jeder Tageszeit eine gute Adresse.

Bunt und verschnörkelt

Nur einen Steinwurf vom Kompaniegarten entfernt liegt die Long Street, wegen ihrer weitgehend original erhaltenen viktorianischen Schnörkelveranden eine der bekanntesten Straßen der Mother City. Restaurants, Imbisse, Cafés und Bars reihen sich hier nahtlos aneinander, wie es sich für einen touristischen Hotspot gehört. Besonders Backpacker fühlen sich davon angezogen und machen die Straße abends zur Ausgehmeile.

Die Long Street im Stadtzentrum von Kapstadt.
Die Long Street mit ihrem viktorianischen Flair ist eine der zentralen Achsen im Schachbrettmuster des Stadtzentrums.

In Richtung Hafen, gleich neben dem Büroturm der Provinzregierung, liegt Kapstadts Speaker’s Corner. Sie besteht aus einer signalroten Hausfassade mit zwei Balkons und der Leuchtschrift „OPEN“. Jeder, der mag, kann dort Balkonreden an das Volk halten. Das passiert wohl eher selten, aber schon die Geste, einen solchen Ort einzurichten, zeigt die Bodenhaftung der Stadtverwaltung.

Speakers Corner in der Mother City.
Das Wichtigste an der Hausattrappe sind die Balkone: Kapstadts Speaker’s Corner ist eine Einladung an Volksredner und alle, die etwas zu sagen haben – zur Abwechslung mal face to face, nicht digital!

Gegenüber steigen die Straßen erst mäßig, später steil bergan. Das Viertel heißt Bo-Kaap, ist muslimisch geprägt und beherbergt die älteste Moschee der Mother City. Kulturell waren die Bewohner immer bunt gemischt, bis das Apartheid-Regime die Rassentrennung in den Wohnvierteln einführte und im Bo-Kaap nur noch sogenannte Kap-Malaien zuließ. Wer dazugehörte – angeblich Nachkommen von Sklaven aus Südostasien –, bestimmte das Regime willkürlich. Mittlerweile hat sich die Bevölkerung wieder gemischt. Zu den Markenzeichen des Viertels gehören die bunten Fassaden, die mit der Restaurierung der Häuser in den 1970er Jahren Einzug hielten.

Bunt angemalte Häuser in Kapstadt.
So bunt geht es im Bo-Kaap zu. Der Hügel im Hintergrund ist der Signalberg, von dem bis heute um Punkt 12 Uhr die Mittagskanone gezündet wird – ehemals zur Leitung der Schiffe, heute aus Tradition.

Augen auf!

Die kleinen Gemüsegärten im Bo-Kaap waren der Ursprung des „Greenmarket Square“ – dort verkauften die Gartenbesitzer ihre grüne Ware. Den Markt gibt es immer noch, aber verkauft werden dort fast nur noch Souvenirs und Kunsthandwerk. Hier sind wir mitten im Zentrum von Kapstadt und es lohnt sich, in den kleinen Straßen genauer hinzugucken. Da kann es zum Beispiel passieren, dass an der Seitenfassade eines gewaltigen Versicherungsgebäudes plötzlich ehrwürdige Stammesfürsten auf die Straße hinabblicken – ein Hinweis auf die „Regenbogennation“ Südafrika mit ihren elf amtlichen Landessprachen: Englisch, Afrikaans, isiZulu, Siswati, Süd-Ndebele, Sesotho, Sepedi, Xitsonga, Setswana, Tshivenda und isiXhosa.

Mutual Heights Building im Zentrum der Mother City.
Personifizierungen der Völker der Kikuyu, Zulu und Buschmänner (San) am „Mutual Heights Building“ im Zentrum der Mother City. In dem Gebäude wurden mittlerweile Wohnungen eingerichtet, um die Stadtmitte wieder mehr zu beleben.

An der übernächsten Straßenecke wartet unverhofft ein elegantes Ladenlokal im Jugendstil-Dekor. Seit über 125 Jahren residiert hier Kapstadts ältester Optiker. Auch die holzgetäfelte Inneneinrichtung ist noch original erhalten. Selbst wer gerade keine Optikerdienste braucht, sollte unbedingt einen Blick in dieses Geschäft werfen – es lohnt sich!

Geschäft des Familienunternehmen Muller’s in der Mother City.
Architektonisches Juwel in der Innenstadt: Das Familienunternehmen Muller’s ist seit 1890 hier zuhause.

Nicht weit weg, auf dem Church Square, geben elf schlichte schwarze Steine den namenlosen Opfern der Sklaverei ihre Namen wieder. Es sind nicht die Geburtsnamen, die dort eingemeißelt sind, sondern willkürliche Sklavennamen wie Maria van Bengalen oder Titus van Macassar – grobe Herkunftsbezeichnungen oder eher „Etiketten“, die ihnen ihre „Besitzer“ verpassten. Mehr ist von den Unglücklichen ohnehin meist nicht bekannt. Das macht die Wirkung der unspektakulären Steinstelen so eindringlich!

Sklavennamen auf Steinstelen in der Mother City.
Sklavennamen auf schlichten Steinstelen – ein beeindruckendes Antisklaverei-Monument

Gleich nebenan liegt die „Groote Kerk“, die Mutterkirche der Holländisch Reformierten Gemeinde Südafrikas. Jede Familie hatte hier ihren abgezirkelten Platz und lobte Gott in einer streng hierarchischen Ordnung. Ihre Glaubenstreue hielt die Gemeindeglieder nicht davon ab, ihr Geld mit dem Sklavenhandel zu verdienen. Die unmittelbare Nachbarschaft der Sklavengedenkstelen ist ein Zeichen für das Bemühen, sich auch unbequemen Wahrheiten zu stellen.

Die Große Kirche von Kapstadt.
Streng nach Familien gegliederte Sitzordnung in der „Großen Kirche“

Die Hafenmeile der Mother City

Die Victoria & Alfred Waterfront ist Kapstadts Schaustück zur See. Zu Fuß ist die Strecke ein bisschen weit, doch vom Zentrum aus fahren jede Menge Busse dorthin. Auch Taxis gibt es in Hülle und Fülle. Die Malls der V & A Waterfront sind Anziehungspunkt am Tag, abends haben die Bars und Restaurants Konjunktur – ein guter Ort, um den Stadtspaziergang durch die Mother City ausklingen lassen.

Beleuchtet V & A Waterfront in der Mother City.
Nächtliche Illumination an der V & A Waterfront. Links ist der historische Clock Tower zu sehen. Gleich daneben fahren die Fähren zur ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island.

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Ein paar Tipps zum Schluss

  • Vorsicht an Fußgängerampeln – nicht alle Autofahrer halten sich daran. Also besser einmal zu viel gucken und nur gehen, wenn die Straße frei ist.
  • Wer ab und zu den Kopf in den Nacken legt, sieht mehr – die Häuserfassaden bieten so manche Entdeckungen.
  • Die Mother City steckt voller Fotomotive. Wenn die Kamera gerade ruht, sollte sie nicht offen am Körper getragen werden – das reizt Diebe und Gauner, die es in jeder Großstadt gibt.
  • Eine wunderbare Gelegenheit, die Stadt und ihre Menschen kennenzulernen, ist das Busnetz von MyCiTi. Die Kleinbusse sind sauber, erstaunlich pünktlich und decken einen Großteil des Stadtgebiets ab. Sogar die Strände werden regelmäßig angefahren.
  • MyCiTi bringt Besucher auch zur Gondelstation am Tafelberg. Kapstadts Hausberg ist bei schönem Wetter ein absolutes Muss – die Blicke von oben sind sensationell. Allerdings liegt oben auf dem Plateau oft eine Wolkendecke, von den Kapstädtern auch Tischtuch genannt. Also erst gucken, ob die Sicht frei ist…
  • Auch in Kapstadt leben Menschen – besonders Kinder – auf der Straße. Ihnen aus Mitleid Geld zu geben hilft ihnen jedoch nicht weiter. Besser ist es, die Hilfe erfahrenen Organisationen zu überlassen. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, in einem StreetSmart-Restaurant zu essen. Das Trinkgeld fließt in Hilfsprogramme für Kapstadts Straßenkinder.