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Rostock: Tolle Tagestour Tipps für die Hanse- und Hafenstadt an der Warnow

Rostock erhielt schon Mitte des 13. Jahrhunderts das lübbische Stadtrecht und trat kurz darauf der Hanse bei. Als Hansestadt entwickelte sich Rostock schnell zu einem wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum, die ihre bisher größte Zeit im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung hatte. Neben den Zahlen besticht Rostock aber vor allem durch seinen einzigartigen Mix aus Backsteingotik und Moderne und muss sich nicht hinter dem Stadtteil Warnemünde mit seinem verlockenden Strand verstecken.
Inhalt

Rostock im August

Wir starten ambitioniert in unsere volle Tagespackung Rostock an einem Samstag im August. Der Plan lautet wie folgt: Früh morgens mit dem Bus anreisen, um beim Frühstück gemeinsam mit der Stadt zu erwachen. Dabei haben wir uns bewusst für ein normales Wochenende entschieden. Während der Hansesail, die nämlich immer am zweiten Wochenende im August stattfindet, und die touristisch gesehen sicher ein Highlight ist, sieht man vor lauter Menschen die Stadt nicht. Und genau die wollen wir (Kirsten und Heidrun) ja erleben. Die Entscheidung feiern wir beim Sektfrühstück im plüschig netten Cafés A Rebours.

Vom Hauptbahnhof bzw. dem ZOB am Hauptbahnhof kommt man bequem mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Da wir den ganzen Tag auf den Beinen sein werden, gönnen wir uns ein Tagesticket des Verkehrsverbunds Warnow (VVW). Weniger Fußlahme können die Strecke durch das mit wunderschönen Stadtvillen besetzte Bahnhofsviertel locker in 20 Minuten laufen. Am Steintor angekommen sind wir an der alten Stadtmauer mit dem Kuhtor entlang in die Östliche Altstadt zur Nikolaikirche  gelaufen. Diese romanische Kirche fällt vor allem durch die etwas andere Nutzung des Kirchendaches auf. Seit Mitte der 1980er Jahre befinden sich dort 13 Wohnungen und fünf Gästezimmer.

Blick auf das Steintor in Rostock bei bedecktem Himmel.
Das Steintor ist eins von vier noch sehr gut erhaltenen Stadttoren, die Rostocks Innenstadt umfassen
Die Stadtmauer in Rostock.
Östlich vom Steintor gibt es noch ein gutes Stück der alten Stadtmauer bis zum Kuhtor.
Querschiff der roten Backsteinkirche Sankt Nikolai in Rostock.
Nikolaikirche mit Blick auf das ausgebaute Kirchendach

Stadtspaziergang durch die Hansestadt Rostocke

Weiter geht es durch die kleinen, verwinkelten Gassen. Auf der einen Seite sind die Häuser hübsch mit Stockrosen bewachsen, auf der anderen bis zum Alten Markt bewundern wir alte Speichergebäude. Dort thront die Petrikirche in stolzer Backsteingotik auf dem höchsten Punkt der östlichen Altstadt. Ein Besuch des 1994 wiedererrichteten Turmes lohnt sich sehr. Sportliche dürfen die 196 Stufen emporsteigen, für weniger Sportliche steht ein Aufzug bereit. Die Aussicht vom Turm ist für jeden gleich atemberaubend und bietet die Gelegenheit, sich einen Überblick über Rostocks Innenstadt zu verschaffen. Zurück im Kirchenschiff verzücken uns die mit religiösen Szenen versehenen modernen, bunten Kirchenfenster gleich ein zweites Mal.

Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich das ehemalige Katharinenstift aus dem 13. Jahrhundert. Bzw. das, was davon nach dem großen Stadtbrand von 1677 übrig geblieben ist. Die Gebäude wurden danach u.a. als Schule, Waisenhaus, Irrenanstalt und Altenheim genutzt bis Mitte der 1990er Jahre die Entscheidung getroffen wurde, dass die Hochschule für Musik und Theater (HMT) dort ihre neue Wirkungsstätte erhalten soll.

Die neuen, modernen Gebäude grenzen sich deutlich zu den alten Mauern und Kreuzgängen ab und treten so gleichzeitig in einen spannenden Dialog. Das Gebäude selbst sowie Fotos von den Umbauarbeiten können während des Hochschulbetriebes in der hauseigenen Galerie bestaunt werden. Wirklich zu empfehlen ist auch der Besuch einer der vielen Vorträge der Studierenden. Im Veranstaltungskalender seht ihr immer, was gerade los ist.

Blick auf die Petrikirche in Rostock mit ihrem 117 Meter hohen Turm.
Der Turm der Petrikirche ist mit 117 Metern der höchste Punkt der östlichen Altstadt
Ein Meer aus Dächern unter bedecktem Himmel. Aussicht vom Turm der Petrikirche.
Die Aussicht vom Turm der Petrikirche reicht selbst bei bedecktem Himmel weit über die Dächer der Stadt. Links in der Bildmitte ist die Marienkirche zu erkennen.

Auf dem Weg zum historischen Highlight in Rostock

Nach dem Abstecher in die Moderne reisen wir zurück in die Vergangenheit und finden uns am Neuen Markt wieder. Der schmuckvolle Platz wird im Süden und Westen von alten Giebelhäusern umstellt. Das Rathaus grenzt den Platz im Osten mit seinem Stilmix aus barockem Vorbau vor gotischer Schauwand mit sieben Türmchen stimmungsvoll ab. Für eine Pause, ob kurz oder lang, ist der Ratskeller im alten Gewölbekeller zu empfehlen.

Blick auf die rosafarbene Fassade des Rathauses von Rostock.
Das rosafarbene Rostocker Rathaus bildet den östlichen Abschluss zum Neuen Markt.
Der Neumarkt in Rostock.
Der Neue Markt lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Montags bis Samstags findet hier ein Wochenmarkt statt.

Uns zieht es in die Marienkirche. Der Bau begann als frühgotische Hallenkirche, als gotische Basilika wurde sie schließlich fertiggestellt. Die Marienkirche enthält trotz einiger Verluste im Rahmen der Reformation noch immer viele künstlerisch bedeutende Gegenstände und Einrichtungsstücke. Neben der großen Orgel ist die Astronomische Uhr von 1472 eins der Highlights der Marienkirche.

Jeden Tag um 12 und um 24 Uhr kann das Glockenspiel und der Figurenumlauf bestaunt werden. Wir waren allerdings so von den vielen Figuren, Drehscheiben, Zahlen, Symbolen und anderen Schmuckelementen verzaubert, dass wir den Erläuterungen des Reiseleiters einer ebenfalls anwesenden Gruppe nicht folgen konnten. Zum Glück kann man die technischen Daten zur großartigen Konstruktion der astronomischen Uhr hier nachlesen.

Die Astronomische Uhr in der Rostocker Marienkirche.
Die Astronomische Uhr von 1472 zieht einen förmlich in seinen Bann, wenn man versucht, sie verstehen zu wollen.
Blick auf die große Orgel in der Marienkirche zu Rostock.
Die Große Orgel füllt eine Querung vollständig aus. Weniger als Staunen bleibt dem Besucher da nicht übrig.

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Auf den Spuren von Shoppenden und Studierenden in Rostock

Kaum sind wir aus der Kirche mit ihrer andächtigen Stille heraus, landen wir auf der lauten Kröpeliner Straße. Der Fußgänger- und Einkaufsstraße von Rostock. Umgeben von alten und im Stil von Plattenbauten nachempfundenen Giebelhäusern führt die Kröpi, wie der Rostocker seine Einkaufsstraße nennt, direkt auf das 600 Jahre alte Universitätshauptgebäude. Die Grünfläche davor ziert der moderne Brunnen der Lebensfreude mit seiner für den Sozialismus so typischen Darstellungsform. Folgt man der Kröpi bis zum Ende, kommt man am Kröpeliner Tor an. Einem ehemaligen Stadttour, der heute einen Teil der Stadtgeschichte von Rostock als Dauerausstellung beherbergt. Die Aussicht vom Turm soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Bronzeskulpturen am Brunnen der Lebensfreude.
Der Brunnen der Lebensfreude, im Volksmund auch Pornobrunnen genannt, lädt zum Verweilen ein.
Die Fußgängerzone von Rostock.
Am Ende der Kröpi, der Fußgängerzone in Rostocks Altstadt, steht das Kröpeliner Tor

Wir biegen vor dem Tor stehend nach links in die alten Wallanlagen ein und sind von der augenblicklich eintretenden Ruhe genau so überrascht wie über den Geländesprung von alter Stadtmauer runter zum Wallgraben. Auf den verschlungenen Wegen lässt es sich ausgezeichnet spazieren und Pläne für den weiteren Tag schmieden. Mittendrin, mit Zugang von der Hermannstraße, liegt das gemütliche Café Heumond. Nach kleiner Stärkung verlassen wir die Wallanlagen in Richtung Norden. Kreuzen dabei wieder die Kröpi auf Höhe der Brunnens der Lebensfreude und folgen der Breiten Straße in Richtung Stadthafen.

Die Wallanlagen sind ein Stück Wildnis vor den Stadttoren der Altstadt

Die Gegend um die Rostocker Kunsthalle

Dort angekommen nehmen wir von der Haltestelle Schnickmannstraße die Fähre nach Gehlsdorf, einfach um dem Meer noch ein bisschen näher zu kommen und außerdem ist die Fahrt im Tagesticket der VVW enthalten. Zu beachten ist jedoch, dass die Haltestelle Schnickmannstraße nur Samstag und Sonntag angefahren wird. Montag bis Freitag erfolgt die Überfahrt von der Haltestelle Kaputzenhof. Wieder zurück im Stadthafen bewundern wir die angelegten Segelboote und Kaianlagen.

Das Braugasthaus zum Alten Fritz lockt mit seinen Brauspezialitäten und deftigen Speisen. Wir bleiben dieses Mal standhaft und entscheiden uns, auch wegen des Wetters, die Straßenbahn bis zur Kunsthalle zu nehmen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Die Rostocker Kunsthalle ist bekannt für ihre Sammlung regionaler Kunst, Werke der Ostdeutschen Moderne und aus den Ostseeanrainerstaaten.

Spielt das Wetter mit, empfehle ich einen Spaziergang um den Schwanenteich, durch das kasernenartig angelegte Musikerviertel bis zum Botanischen Garten. Wir müssen an dieser Stelle leider den Rückweg zum Hauptbahnhof bzw. ZOB antreten und haben dabei weder den Fischereihafen, noch den IGA-Park oder eins der Plattenbauviertel besucht. Eins ist also klar: Rostock in einem Tag ist ein schönes Appetithäppchen. Wer kann, sollte jedoch mindestens zwei bis drei Tage in Rostock einplanen. Für eine Stippvisite hat die Stadt an der Warnow einfach zu viel zu bieten.

Blick auf die Brunnenskulptur von Jo Jastram an der Langen Straße in Rostock.
Ein Fischer winkt zum Abschied (Brunnenskulptur von Jo Jastram an der Langen Straße)