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Tragfluegel vor Sonnenuntergang, aus dem Fenster eines fliegenden Flugzeugs fotografiert - Glosse zum Thema Flugreisen und Klimawandel
Tragfluegel vor Sonnenuntergang, aus dem Fenster eines fliegenden Flugzeugs fotografiert - Glosse zum Thema Flugreisen und Klimawandel

Für meine Flugreisen mach mal Pause, Klimawandel!

Ich gehöre gerne zu den „Reiseweltmeistern“. Klingt doch gut. Und passt auch. Weil mein Urlaub ist mir heilig. Klar mache ich Flugreisen! Wenig Zeit, viel erleben – wie soll das sonst gehen? Dafür muss der Klimawandel dann eben  Pause machen
Inhalt

“Wen’s interessiert: Jetzt bis zu 6-mal täglich von Köln nach Tegel ab € 19,99.“ Die neue Werbeanzeige von Easyjet für die „generation easyJet“. Da bin ich dabei, logo! 20 Euro, das ist nicht mal die Hälfte der Kosten fürs Flughafentaxi. Also wieder richtig Geld gespart! Ist ja auch kein Zufall, dass billige Flugreisen wie verrückt boomen: Easyjet hat dieses Jahr 119 Flüge mehr im Programm, heißt es, Eurowings sogar 340. Und, was dran auszusetzen? Wachstum ist gut, wird uns doch immer gesagt, auch für mein Portemonnaie. Das lasse ich mir von niemandem madig machen. Auch nicht vom Klimawandel!

Dummerweise hapert es offenbar an anderen Stellen. An Fluglotsen zum Beispiel. Und oben im Luftraum scheint‘s allmählich eng zu werden. Das sagt jedenfalls Stefan Schulte vom Airport-Verband ADV. Der Mann muss es wissen, schließlich ist er nebenbei die Nummer 1 der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport. „Es müssen deutlich mehr Fluglotsen eingestellt und in die Ausbildung gebracht werden“, fordert er im Spiegel. Und findet, es sei höchste Zeit für zusätzliche Flugkorridore – „neben, über oder unter den bestehenden“.

Klimawandel hin oder her

Genau! Wenn es um meinen Urlaub geht, will ich frei und spontan entscheiden können, wohin es geht, und das funktioniert eben nur mit einem ausreichenden Angebot an Flugreisen – Klimawandel hin oder her. Und mit den Flugkorridoren muss wirklich dringend etwas passieren, das Gewimmel da oben ist ja schrecklich! Man braucht sich nur Flightradar24.com anzugucken. Da sind alle aktuell laufenden Flugreisen von Passagierflugzeugen in Echtzeit zu sehen – ein Ameisenhaufen aus gelben Fliegern, besonders über Europa. Was da fehlt, ist einfach ein bisschen Ordnung.

Screenshot-Flightradar24: viele gelbe Flugzeugsymbole illustrieren die Dichte des Flugverkehrs über Europa - Glosse zu Flugreisen und Klimawandel
Ganz schön was los am Himmel über Europa: Screenshot Flightradar24.com

Darum sollten wir uns kümmern, nicht um die Schnapsidee, eine Steuer für Flugbenzin einzuführen. Und wozu bitte soll eine CO2-Steuer gut sein? Hält das etwa den Klimawandel auf? Und überhaupt ist das total undemokratisch. Mit jeder Steuer wird mein Urlaubsgeld kleiner. Sollen denn nur noch die Reichen fliegen dürfen und der Rest der Menschheit guckt von unten zu? Ohne mich – ich habe genauso ein Recht zu fliegen! Die paar Kilo CO2 werden dem Klima schon nicht schaden.

Jetzt fordert ein Berliner Professor sogar ein Inlandsflugverbot und will auch noch die Zahl der Flugreisen pro Person begrenzen. Das stinkt doch zum Himmel! Stattdessen will dieser Mensch den Bahnverkehr ausbauen, weil der angeblich weniger CO2 ausstößt. Aber die Züge sind notorisch unpünktlich, da komme ich doch nie an. Und nach Mallorca fährt die Bahn bekanntlich nicht. Wird mir jetzt vorgeschrieben, wo ich Urlaub machen soll?

Ohne Flugreisen keine Spritztouren nach Malle

Apropos Mallorca: Was wird aus meinen Kurzurlauben übers Wochenende, wenn ich keine Flugreisen mehr machen darf? Ich kenne Leute, die fliegen für 26 Stunden runter und hängen die ganze Zeit am Ballermann ab. Die brauchen nicht mal ein Hotel und auch kein Gepäck. Gar nicht so schlecht, könnte ich mir auch vorstellen. Und die Leute auf Malle sollen sich mal nicht so haben, schließlich verdienen sie ja an der Party, und das nicht zu knapp. Umgekehrt schadet denen das ja richtig, wenn das ganze Bier stehen bleibt, dass ich sonst da unten trinke. Jedenfalls: Ohne Flugreisen könnte ich solche Spritztouren vergessen – da wär ja der halbe Urlaub um, bis ich mal da bin.

Und das alles dem Klimawandel zuliebe? Bringt doch eh nichts, weil andere meinen Platz im Flieger buchen und ich bin der Blöde. Im Juni, hab ich gehört, gab es einen Tag, da waren fast 37.000 Flugzeuge am Himmel über Europa – so viele wie noch nie. 37.000! Wenn ich als Einzelner verzichte, was macht das schon aus? Ich fahr ja nicht in die Arktis zu den Eisbären oder mach sonst so einen umweltschädlichen Quatsch. Ich will doch wirklich nichts Besonderes, nur ein paar Flugreisen und meinen Spaß haben. Wenn die anderen auch aufhören würden damit, dann würde ich mir das vielleicht überlegen, aber so?

Das bisschen Freiheit muss schon sein, finde ich. Ärgern tun mich nur die vielen Verspätungen neuerdings – das ist ja fast schon wie bei der Bahn. Aber wie gesagt: alles eine Frage der Organisation. Mehr Fluglotsen und Flugkorridore, schon funktioniert das wieder. „In der Luft ist noch Platz“, das sagt sogar der Professor aus Berlin. Umso verrückter ist seine Idee mit dem Inlandsflugverbot. Wir brauchen keine Verbote, wir brauchen Ordnung. Da sind wir Deutschen doch gut drin. Überlasst das einfach dem Reiseweltmeister, würde ich sagen. Das mit dem Klimawandel kriegen wir später auch schon irgendwie hin. Und wenn uns das Klima tatsächlich um die Ohren fliegt, haben wir wenigstens noch mal richtig Spaß gehabt! Oder?

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