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Comic mit Trüffel aus dem Piemiont
Comic mit Trüffel aus dem Piemiont

Trüffel im Piemont – Die duften Knollen aus Alba

Warum ist eine Reise Mitte Oktober ins Piemont eine super Idee? Weil es dann zauberhaft schön und richtig lecker ist. Im Oktober beginnt die Saison der weißen Trüffel. In Alba veranstalten sie für den duften Edelpilz sogar einen eigenen Trüffelmarkt.
Inhalt

Piemont – Am Fuße der Berge

Oktober oder November sind heute keine klassischen Reisemonate mehr nach Italien. Könnte ja regnen oder ein bissel zu kalt sein. Aber Piemont, die Region Norditaliens am Fuße der Alpen, lockt gerade in dieser Zeit mit besonderen Genüssen. Da lässt sich einmal dieses spektakuläre Alpenpanorama bewundern. Die weiß beschneeten Bergspitzen künden schon vom noch fernen Winter. Besonders beeindruckend der Monviso, ein 3800 Meter Kaventsmann, der seine Nachbarn um 500 Meter überragt. Am Fuss der Berge aber ist das Wetter noch sommerlich mild und ich freue mich über milde 23 Grad.

Dennoch ist die Landschaft schon herbstlich gefärbt. Die Weinberge in den Hügeln der Langhe und des Roero leuchten in Rot, Gelb und Orange. In den Weingebieten sind die Weinberge meist schon abgeerntet. Auf den Gassen der verträumten mittelalterlichen Weinorte schießt mir der alkoholische Duft des gärenden Mosts in die Nüstern. Denn in den Weinkantinen vergären schon die Trauben mit sagenhaften Namen Nebbiolo oder Dolcetto oder Barbera oder Arneis. Aus ihnen zaubern die vielen Winzern der Region die zukünftigen großen Weine des Piemonts. Barolo! Barbaressco! Barbera D´Asti!

“2018, das wird ein Wein!“ beschwören viele Weinbauern. Nach dem schwierigen Wein-Jahr 2017 lässt sich Erleichterung und verhaltene Vorfreude aus ihren Worten hören. Also schon mal 2022 für eine Reise ins Piemont vormerken, denn dann kommt der 2018 Barolo aus der Flasche.

Der Gipfel des Monviso mit Schnee. Davor eine Landschaft im Piemont.
Der hohe, beschneete Gipfel des Monviso überragt die sanften Hügel des Piemonts
Weinstöcke auf den sanften Hügelrücken im Piemont.
Im Oktober färben sich die Weinberge im Piemont von Grün über Gelb bis Rot
Adlerblick auf eine hügelige Landschaft im Piemont.
Schwer romantisch, die Nebel über den Hügeln der Langhe bei Alba.

Feinschmecker Paradies Piemont

Das Piemont und ganz besonders die Landschaften der Langhe und des Roero sind Feinschmecker-Paradiese oder vielleicht besser Heimat der Cucina Buona der guten Küche, die ihre Wurzeln – wie sollte es anders sein – in der ländlich, bäuerlichen Küche hat. Die Köche des Piemonts haben nicht jeden Gourmet Furz mitgemacht, sie sind in vielem rustikal und authentisch geblieben. Für die Cucina Buona braucht’s vor allem eines: super Zutaten! An denen mangelt es im Piemont nun wahrlich nicht.

Die berühmten Weine habe ich schon erwähnt. Aber dann gibt es da noch diese unglaublich duftenden und manchmal lecker, übel riechenden Käse in einer reichen Auswahl. Den leicht säuerlichen Frischkäse Robiola aus Kuh- und Schafsmilch zum Beispiel oder den etwas festeren und eher süßlichen Toma und dann einen Hartkäse mit dem tollen Namen Testun, was im piemontesischen Dialekt soviel wie Dickkopf heißt.

Vitello Tonnato in einem Feinschmecker Restaurant in Alba.
Vitello Tonnato, Kalbfleisch mit einer Thunfisch-Mayonnaise ist die Vorspeise im Piemont.
Ein Teller mit aufgeschnittenem Fasona Rind in einem Restaurant im Piemont.
Tagliata vom Fassona Rind mit Krautsalat und Chicorée

Piemont – Das Land der Fleischfresser

Wo es Käse gibt, da gibt es auch Fleisch. Vegetarier oder Veganer habe es schwer im Piemont. Hier leben vor allem Karnivoren, die Unmengen von Fleisch verputzen können. Manchmal muss es mit dem Fleischessen sogar so fix gehen, dass keine Zeit mehr zum Braten und Kochen bleibt. Besonders gut zum schnellen Verzehr eignet sich die Salsiccia di Bra die sich zwar als Bratwurst ausgibt, besonders gerne aber roh, als carne curda, serviert wird, mit rohem Gemüse und Pinzimonio, einer Soße aus Öl, Pfeffer und Salz. Die Zutaten der piemontesischen Küche sind der in Regel so gut, dass auf übertriebenes Würzen verzichtet werden kann. Darum finden sich in den Gerichten Salz, Pfeffer und Parmesan meist nur in milden Dosen. Für die robusten nordalpinen Zungen schmeckt das manchmal etwas fad.

All diese Leckereien sind für sich schon fantastisch genug. Im Oktober gesellt sich ihnen eine weitere spektakuläre Delikatesse hinzu. Die weiße Trüffel, Tuber Magnum, die Königin der Trüffel. Die gedeiht zwar in einem Streifen, der sich von Frankreich über das Piemont und das Veneto bis nach Istrien reicht, an vielen Stellen. Aber nirgendwo ist die weiße Trüffel geschmacklich so toll wie in Alba. Nirgendwo! Das hängt wohl zusammen mit der besonderen Mineralität der Böden der sanften Hügelketten rund um Alba, die während der letzten Eiszeit aufgeschoben worden sind.

Reife Weintrauben am Weinstock im Piemont.
Reifer Wein gehört im Oktober im Piemont dazu. Hier ein paar Trauben, die von der Lese übrig blieben
Weiße Trüffel aus Alba im Piemont.
Weiße Trüffel aus Alba. Die knolligen Edelpilze sehen eher unscheinbar aus. Es kommt eben auf die inneren Werte an

Weiße Trüffel aus Alba – Das teuerste Lebensmittel der Welt

Früher einmal soll die weiße Trüffel ein einfaches Essen gewesen sein. Eben etwas, das die Erde des Piemonts unter Eichen, Haselnüssen oder Pappeln einfach her gab. Erst mit Ende des 19. Jahrhunderts begann die weiße Trüffel sich zum teuersten Lebensmittel der Welt zu mausern. Höhepunkt dieser Karriere das Jahr 2007. In Florenz wurde ein Trüffel-Gigant, der 1,5 Kilogramm auf die Waage brachte, für sagenhafte 330.000 US-Dollar (ca. 225.000 Euro) versteigert. Das sind gut 150 Euro pro Gramm. Rekordverdächtig.

So große Trüffel finden die raccoglitori di tartufi, die Trüffelsammler, die meistens Nachts mit ihrem cane da tartufo, dem Trüffelhund, losziehen natürlich nicht häufig. Meistens sind die Trüffel viel kleiner und jünger und damit weniger ausgereift in ihrem Duft.

Auf gelbe Bandnudeln ist hauchdünner weißer Trüffel aus Alba gehobelt.
Tajarin – die klassische Bandnudel aus dem Piemont – mit dünnen Trüffelscheiben verfeinert

Wie isst man Trüffel aus dem Piemont?

Wie werden die weißen Trüffel aus Alba gegessen? Tatsächlich werden die weißem Trüffel eigentlich nicht gegessen. Weiße Trüffel werden inhaliert. Denn der bestürzend betörende Duft des Tuber Magnum macht das kulinarische Großereignis! Deswegen ist es wichtig, dass die Trüffel knackig frisch ist, nach nur einer Woche ist der Edelpilz aromatisch mausetot. Außerdem werden die Trüffel erst am Tisch auf die eher lauwarmen Speisen gehobelt werden.

Besonders gut zum Tuber Magnum machen sich Nudeln, in Alba wären Tajarin – Bandnudeln aus Hartweizen und Ei – die erste Wahl. Überhaupt Ei – pochiert oder gerührt oder in eine cremige Käsesoße gesetzt – versteht sich auch ziemlich gut mit der weißen Trüffel.

Ein Rosenbusch, von dem Regentropfen hängen.
Dieser Oktober im Piemont war wie Sommer und Herbst gleichzeitig. In Alba ist sogar der Regen schön

Wie riechen Trüffel?

Was für ein Erlebnis darf man vom Tuber Magnum nun erwarten? Oder wie riecht sie nun die weiße Trüffel? Manche Kenner sagen knoblauchartig oder wie Methan oder wie stark fermentierter Käse. Genau, es ist ein süßlich aber scharfer und mulchiger Geruch. Röche ein Mensch in der näheren Umgebung wie eine weiße Trüffel, würde man wahrscheinlich sagen: “Wasch Dich mal.“ Eigentlich riecht eine gute weiße Trüffel so, dass man ohne rot zu werden, gar nicht drüber sprechen kann.

Nun sind es aber eben häufig die unanständigen Gerüche, die im Riechkolben lockenden Reiz und verführerische Faszination entfalten, so dass man magisch angezogen den Rüssel immer tiefer rein hängen muss.

Bei den Trüffeln mag das damit zusammenhängen, dass sie das Sexualhormon Androstenol erhalten. Wie immer das dahin gekommen ist. Schon die griechische Silbe Andros verrät, dass es sich um ein Sexualhormon des Mannes handeln muss. Es wird besonders stark in der Pubertät produziert, in der Zeit also, in der die Zimmer des männlichen Nachwuchs anfangen, wie Tigerkäfige zu möffeln. Androstenol lässt unser Gegenüber als sensitiver, intelligenter, sexuell attraktiver, wärmer,
freundlicher und vertrauensvoller erscheinen, vielleicht macht das die Trüffel für uns so attraktiv.

Plakat mit der italienischen Aufschrift Trüffelmarkt Alba vom 6. 10. bis zum 25.11. 2018.
Der Trüffelmarkt in Alba ist an Wochenenden vom 6. Oktober bis zum 25. November geöffnet
Blick in den Eingangsbereich in den Trüffelmarkt von Alba.
Der Trüffelmarkt 2018 steht unter einem poetischen Motto: Von Sonne und Erde

Trüffelmarkt in Alba

Alba ist ein kleines, übersichtliches Städtchen mit römischen Wurzeln. Alles scheint sich hier ums Essen zu drehen, sogar der Wohlstand der Stadt und der Region. Lebensmittelmultis wie Ferrero, dessen Megaseller Kinderschokolade diese Tage den 50sten feiert, oder die Warenhauskette Eataly, die weltweit – München, Tokio, New York – Flagshipstores für italienische Lebensmitteln betreibt, haben hier ihre Konzernzentralen. Ganz in der Nähe im kleinen Ort Bra wurde 1986 Slowfood gegründet, jene Organisation, die für regionale, traditionelle Speisen wirbt, deren Herkunft und Zutaten sich einfach nachvollziehen lassen.

Von Oktober bis November kommt noch das Mega-Event Trüffelmarkt hinzu. Am Wochenende verwandelt sich die Altstadt Albas in einen spektakulären, unübersichtlichen Markt, auf dem es vom Dosenöffner bis zur Nougatcreme alles gibt, was ein ordentlicher Haushalt so braucht. Nur am Wochenende ist der Trüffelmarkt von Alba geöffnet, ein ehemaliger Kreuzgang hat sich in eine Messehalle verwandelt, in der Trüffelsammler, Weinproduzenten und Spitzenköche herzeigen, was das Feinschmeckerparadies Piemont im Angebot hat.

Das ist ein ziemliches Gedrängel und Gewusel rund um die einzelnen Stände. Verkäufer halten interessierten Kunden die begehrten Duftknollen unter die Nüstern. Die schlagen begeistert zu und tragen ihre Beute etwas weiter in ein Restaurant auf dem Trüffelmarkt von Alba, um sich schnell ein Trüffelgericht zu bereiten zu lassen.

Weiße Trüffel aus Alba auf silbernen Tellern mit Preisschildern während des Trüffelmarkts.
Weiße Trüffel in einer Vitrine. Die Preise richten sich nach Größe und nach Aroma
Stand auf dem Trüffelmarkt in Alba.
Viele Trüffel werden zum aromatisieren von Reis, Polenta oder Nudeln benutzt

Mir ist das alles ein bisschen zu viel. Gottseidank habe ich im La Piola direkt am Dom einen Tisch reserviert. Da gehe ich jetzt hin, bestelle ein Vitello Tonnato und dazu ein Gläschen Riesling aus dem Piemont. Ok, einen Riesling aus dem Piemont werde ich kein zweites Mal trinken, aber das Vitello Tonnato war toll. Und dann kommen auch schon die Tjarin mit weißen Trüffeln. Leider nicht für mich, sondern für meine zauberhafte Begleitung. Ich habe mich für eine Tagliata vom Fassona Rind aus dem Piemont entschieden. Aber weil man weiße Trüffel ja nicht isst, sondern inhaliert, komme auch ich auf meine Kosten.

Ein große Schachtel Kinderschokolade auf einem Platz in Alba.
Kinderschokolade feiert Geburtstag in Alba

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Alba Trüffelmarkt – Service

Der Trüffelmarkt in Alba findet 2018 vom 06. Oktober bis zum 25. November statt. Der Trüffelmarkt öffnet Samstag und Sonntag von 9:30 – 19:30. Der Eintritt kostet 3,50 Euro pro Person. Ein Ticket für eine Weinverkostung kann für 9,50 Euro erworben werden. Der Veranstaltungsort des Trüffelmarkts heißt Cortile della Maddalena. Er befindet sich in der Via Vittorio Emanuele 19 mitten in der Altstadt von Alba.