Das Bargello in Florenz
Das Bargello Museum in Florenz ist einer dieser magischen Orte, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Sieht noch genauso aus, wie vor 25 Jahren. Vielleicht hängt das mit dem Gebäude zusammen, von dem das Museum seinen Namen hat. Der Palazzo del Bargello in Florenz ist ein wuchtiger mittelalterlicher Palast aus dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich war hier die Stadtverwaltung und später das Gericht untergebracht.
Mitte des 16. Jahrhunderts zog dann das Gefängnis und der Hauptmann der Polizei – also der Bargello – ein. In der Folge wurden die repräsentativen Säle des Palastes zu winzigen Gefängniszellen umgewandelt. Sogar die schönen Bögen des Untergeschosses wurden zugemauert, um dort düstere Verließe einzurichten. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts zog das Gefängnis wieder aus und nach einer umfassenden Restaurierung und Rekonstruktion des mittelalterlichen Bauwerks das Museum ein.
Heute beherbergt das Bargello in Florenz eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen für Plastik der Renaissance. In diesem Museum sind Meisterwerke Michelangelos, Donatellos, Verrochios, Lorenzo Ghibertis, Benvenuto Cellinis, Giambologna Desiderio da Settignano und – genau – vieler anderer männlicher Künstler ausgestellt.
Besonders sehenswert im Bargello sind die außergewöhnlichen Werke Donatellos, Michelangelos und Benvenuto Cellinis. Donatello ist für viele der bedeutendste Bildhauer der Frührenaissance in Florenz. An seinen Werken im Bargello Museum lässt sich gut nachvollziehen, warum der Künstler zu diesem herausragenden Ruf gekommen ist. In einem großen Saal des Museum sind zwei seiner großartigen Plastiken ausgestellt. Der Heilige Georg, den Donatello zwischen 1415 und 1417 für die Kirche Orsan Michele im Auftrag der Zunft der Waffenschmiede geschaffen hat und der David. Donatellos David wird als erste freistehende Bronzeplastik der Nachantike gefeiert. Das Kunstwerk ist auch heute noch so berühmt, dass nach ihm der Filmpreis der Accademia del Cinema Italiano David di Donatello benannt ist.
Donatellos Heiliger Georg
Der Heilige Georg war laut der Legenda Aurea ein außergewöhnlich mutiger Ritter, der eine schöne Prinzessin aus den Klauen eines entsetzlichen Drachen rettete und damit sie, ihren Vater und die Stadt Silena zum Christentum bekehrte. In Florenz war er der Schutzheilige der Waffenschmiede. Darum beauftragte deren Zunft Donatello damit, einen Heiligen Georg zum Schmuck der Kirche Or San Michele zu arbeiten. Das Ergebnis hat die Waffenschmiede wahrscheinlich sehr überrascht. Auch heute im Bargello Museum entfaltet Donatellos Georg einen großen Zauber.
Denn Donatello erfand einen gut aussehenden jungen Mann, der breitbeinig steht und sich leicht auf einen Schild abstützt, dessen Spitze er zwischen seinen Füßen abstellt. Bekleidet ist dieser Georg mit einer Art Trikot, das den jugendlich, muskulösen Oberkörper des Heiligen geradezu sündhaft verführerisch betont. Besonders auffallend ist das jugendlich schöne Gesicht mit dem aufmerksamen Blick. Der Erfinder der Kunstgeschichte Giorgio Vasari schreibt über diesen Heiligen Georg Donatellos:
Sein Angesicht zieren jugendliche Schönheit, Mut und Tapferkeit, und seine Stellung zeigt feurige Kühnheit und einen wunderbaren Ausdruck der Bewegung im Stein. Sicherlich ist bei neueren Marmorfiguren nicht soviel Leben und Geist gefunden worden wie hier.
Giorgio Vasari; Künstler der Renaissance
Mit soviel Leben und Geist meint Vasari vielleicht die aufmerksame und gespannte Präsenz in Körper und Blick, die den Mamor wie belebt erscheinen lassen. Denn der Heilige Georg sieht so aus, als ob er aus seiner ruhenden Position sofort in den Kampfmodus wechseln könnte. Tatsächlich deuten Bohrlöcher im Kopf und im Oberschenkel darauf hin, dass der Heilige einen Helm oder einen Kranz auf seinem Kopf getragen und in der rechten Hand ein Schwert oder eine Lanze gehalten haben könnte. Der Heilige scheint jeden Moment aus seiner Nische heraustreten zu können, um Florenz vor seinen Feinden verteidigen. So verkörpert Donatellos Heiliger Georg das Ideal jugendlicher Zuversicht.
Der David Donatellos
Auch Donatellos David im Bargello Museum in Florenz ist ein jugendlicher Held. Aber anders als der Heilige Georg wurde der David nicht für einen öffentlichen Auftritt bestellt. Denn er diente als Zierde für den Garten des unglaublich reichen Kunstmäzen und heimlichen Herrscher von Florenz, Cosimo de Medici.
Der David stellt einen Wendepunkt in der Kunstgeschichte der Renaissance dar. Er ist eine der ersten freistehenden Aktfiguren, die seit dem Ende der Antike gegossen wurden. Der jugendliche, androgyne David hat den Riesen Goliath schon besiegt und dessen Kopf abgehauen. Deswegen kann er siegessicher und ganz entspannt im Kontrapost – einen Fuß auf dem leblosen Haupt des Riesen – vor uns stehen. Der Kampf ist vorüber, darum benötigt David auch keine Rüstung mehr. Hat er sich deswegen ausgezogen? Der riesige Hut und die schweren Stiefel stellen die aufreizende Nacktheit auf jeden Fall besonders aus.
Ob es die Absicht des Künstlers oder des Auftraggebers war, Bibel und Sex in dieser Skulptur zu verschmelzen, muss ungeklärt bleiben. Eine Feder von Goliaths Helm, die sich fordernd an den Oberschenkel Davids schmiegt, lässt sich allerdings als provokante Anspielung auf deftigen Sex zwischen Männern lesen. In Florenz, das im 15 Jahrhundert für seine homoerotische Subkultur bekannt war, hätten viele Betrachter das wahrscheinlich ganz selbstverständlich so gesehen. Donatello, der seine Lehrlinge nicht wegen ihres Talents sondern wegen des guten Aussehens eingestellt hat, wäre diese Ambivalenz bestimmt recht gewesen.
Cosimo de Medici hat den David wahrscheinlich mit einem Hintergedanken bei Donatello bestellt. Der biblische Held, der trotz seiner Schwachheit einen übermächtigen Gegner besiegt, galt in Florenz als ein Symbol für die freie Stadt. Goliath hingegen als Tyrann, der die städtische Freiheit bedrohte. Indem Cosimo Medici sich mit David in Verbindung bringt, betont er geschickt seine Rolle als Beschützer der Stadt Florenz. Dass David auch ein zukünftiger König ist, hat Cosimo bestimmt auch gut gefallen.
Michelangelos Bacchus im Bargello Museum
Unsicher schwankend, ein blöd offen stehender Mund im geistlosen Gesicht und ganz offensichtlich betrunken. Der trunkene Bacchus im Bargello Museum ist eine eher ungewöhnliche Skulptur im Werk des genialen Michelangelo, dem Erfinder der heroischen Muckibuden-Männlichkeit. Sogar den Zeitgenossen Michelangelos fiel auf, dass irgendwas mit dieser wenig schmeichelhaften Darstellung eines antiken Gottes nicht stimmte. Der Michelangelo Biograph Giorgio Vasari beschreibt den Bacchus so.
Dieser Bacchus ist eine Gestalt, bei der man merkt, daß der Künstler eine gewisse Mischung bemerkenswerter Züge gesucht hat, da er ihm die Schlankheit männlicher und die Rundung und Weichheit weiblicher Jugend gab – etwas so Merkwürdiges, daß Michelangelo damit bewies, er übertreffe in der Ausführung von Statuen alle neuen Meister, die bis dahin gearbeitet hatten.
Giorgio Vasari; Künstler der Renaissace
Eigentlich hatte der junge Michelangelo in Rom vom Kardinal Rafael Riario den Auftrag erhalten eine Skulptur zu entwerfen, die es mit römischen Originalen seiner Sammlung aufnehmen könnte. Aber das ist dem Künstler anscheinend nicht gelungen. Denn Riario hat die Skulptur nach ihrer Fertigstellung ziemlich schnell weiter verkauft. Wahrscheinlich störte sich der Kardinal am unsicheren Stand des Gottes, der zwar nach den klassischen Regeln des Kontraposts ausgeführt ist, aber eben keine Stabilität und Sicherheit vermittelt. Auch die fluide Geschlechtsidentität des Bacchus, die irgendwo zwischen Männlich und Weiblich oszilliert, dürfte dem Kardinal wenig gefallen haben. So hatte ein Gott nicht auszusehen. Und so einen hatte es bei den alten Römern auch nicht gegeben.
Ganz nebenbei ist es Michelangelo aber gelungen eine der ersten nachantiken Monumentalfiguren eines antiken Gottes zu schaffen. Außerdem hat der Meister mit der schwankenden Figur das Fenster künstlerischer Gestaltungsmöglichkeiten weit Richtung Figura Serpentinata aufgestoßen. Giambolognas Raub der Sabinerin auf der Piazza della Signoria ist ein Zeugnis dafür, wie lange sich Künstler in Florenz daran abarbeiteten.
Der labile Stand, die Störung des Gleichgewichts wird von manchen Interpreten als Spannung zwischen Willensfreiheit und Gebundenheit gedeutet, die hier zum ersten Mal in Michelangelos Werk auftaucht und später zum Grundthema seiner Kunst wird.
David oder Apollo im Bargello Florenz?
Diese Störung des Gleichgewichts lässt sich an einer weiteren Skulptur Michelangelos im Bargello beobachten. So richtig einig sind sich die Kenner nicht, wer mit dieser unvollendeten Skulptur dargestellt ist. Die einen sprechen von einem David und begründen das mit dem rechten Fuß, der auf eine Rundung gestellt ist, aus welcher der Kopf des Goliath hätte geschlagen werden können. Andere meinen, dass die komplizierte Drehbewegung des Körpers – genau, erneut eine Figura Serpentinta – nur damit zu erklären sei, dass der Gott Apollo sich nach hinten drehe, um einen Pfeil aus seinem Köcher zu ziehen. Wie auch immer …
Anders als beim trunkenen Bacchus ist die Geschlechtsidentität klar festgelegt. Eindeutig Mann. Aber auch von diesem Aktbild geht eine starke verführerische Kraft aus. Diese liegt in der träumerischen verdrehten Bewegung, mit welcher der Gott oder der Knabe seinen knusprigen Körper den Blicken des Betrachters darbietet. Auch Herzog Cosimo muss diese erotische Qualität aufgefallen sein, warum sonst hätte er die Skulptur in seinem Schlafzimmer aufgestellt?
“Michelangelo ist der früheste Künstler, der Briefe und Gedichte hinterlassen hat, die seine leidenschaftlichen Sehnsüchte nach jungen Männern offenbaren, die aber auch von seinem religiösen Glauben und seinem inneren Konflikt zwischen heiliger und profaner Liebe zeugen“, schreibt James M. Saslow und fährt fort: “Sein bekenntnishaftestes Werk ist eine Reihe von mythologischen Zeichnungen, die er Tommaso de‘ Cavalieri, der großen Liebe seines Lebens zusammen mit Gedichten schenkte, die ihre ambivalente Botschaft verstärken. Das entzückendste Bild stellt den griechischen Hirten Ganymed dar, der von den Schwingen des Adlers Jupiters in den Himmel gehoben wird.“
Der Ganymed Benvenuto Cellinis
Auch im Bargello gibt es einen verführerischen Ganymed zu bewundern. Benvenuto Cellini hat im Auftrag des Herzogs Cosimo den Torso einer antiken Skulptur so ergänzt, dass daraus der androgyne Hirtenknaben und Geliebte des Zeus wurde. Cellini inszeniert den Mythos mit ironischer Distanz. Tatsächlich hat Ganymed dem liebestollen Adler, der ihn in den Olymp tragen soll, ein Adlerkücken weggenommen. Herzog Cosimo muss die Erzählung vom Götterliebling Ganymed sehr gefallen haben. Immerhin war der sterbliche Hirtenknabe zu den Göttern emporgehoben worden. Deswegen war der Mythos von Ganymed für Cosimo eine Allegorie auf seine eigenen göttlichen Kräfte.
In seiner Autobiographie Das Leben des Benvenuto Cellini hat der Bildhauer die Umstände der Entstehung des Ganymeds anschaulich beschrieben. Besonders empört er sich darüber, dass sein ewiger Konkurrent, der Hofkünstler Baccio Bandinelli, ihn vor Herzog Cosimo als Sodomit bezeichnet. Cellini pariert diesen Vorwurf raffiniert:
O du Tor! sagte ich, du überschreitest das Maß. Aber wollte Gott, daß ich mich auf eine so edle Kunst verstünde! denn wir lesen, daß Jupiter sie mit Ganymed verübte, und hier auf der Erde pflegen die größten Kaiser und Könige derselben; ich aber als ein niedriges und geringes Menschlein wüßte mich nicht in einen so wundersamen Gebrauch zu finden.
Das Leben des Benvenuto Cellini
Man wundert sich! Denn tatsächlich ist das eine ziemlich kenntnisreiche Antwort für einen Künstler, der vorgibt nichts mit Homosexualität am Hut zu haben. Auch die anderen Skulpturen Cellinis, die in Florenz im Bargello ausgestellt sind, haben mit Liebe unter Männern zu tun. Eine Gruppe stellt das Liebespaar Apollon und Hyazinth dar. Eine weitere Skulptur zeigt den selbstverliebten Narziss.
Besonders viel Aufmerksamkeit zieht aber der Sockel der Perseus-Statue auf sich, dessen Original im Bargello ausgestellt ist. Er wirkt weniger wie ein Sockel, vielmehr scheint es sich um ein reich verziertes Schmuckkästen zu handeln. Cellini zeigt hier auf engstem Raum seinen uferlosen Einfallsreichtum und sein Talent fantasievolle Dekore abwechslungsreich zu verknüpfen.
Mit den Werken den Werken Donatellos über die Skulpturen Michelangelos bis zu den Schöpfungen Cellinis lässt sich der große Bogen von der Frührenaissance bis zum Manierismus schlagen. Aber im Bargello lässt sich noch viel mehr entdecken.
Der Beginn der Renaissance in Florenz
1401 beginnt mit einem der berühmtesten Wettbewerbe der Kunstgeschichte die Revolution der Renaissance. So wird es auf jeden Fall häufig erzählt. Die Kaufmannszunft hatte Künstler eingeladen sich an dem Wettbewerb zur Gestaltung einer neuen Tür für das Baptisterium in Florenz zu beteiligen. Lorenzo Ghiberti und Filippo Brunelleschi schafften es mit ihren Wettbewerbsbeiträgen: innovativen Bronzereliefs mit der Darstellung der Opferung Isaaks bis ins Finale.
Die beiden Konkurrenz-Reliefs haben sich erhalten und werden im Bargello gezeigt. Brunelleschi hat das Opfer ins Zentrum gerückt. Die realistische Darstellung des Isaak verweist auf ein neues Interesse an der umgebenden Welt. Der hockende Knabe unten links ist von einer berühmten antiken Skulptur inspiriert, dem Dornauszieher. Hinwendung zur Realität und Hinwendung zur Antike sind zwei Merkmale, die der Kunst der Renaissance später zugeschrieben werden.
Auch in Ghibertis Relief ist die Hinwendung zur Antike deutlich sichtbar. Die Darstellung von Isaaks muskulöser Körper scheint von antiken Skulpturen inspiriert zu sein. Ghiberti schafft es, die biblische Erzählung konzentriert und dramatisch darzustellen.
Brunelleschis Relief ist weniger spannungsgeladen. Es sieht auch ein wenig eigenartig aus, wie Abraham Richtung Altar umzukippen scheint. Besonders wichtig aber ist der Unterschied in der Arbeitsweise. Brunelleschi setzt sein Relief wie ein Goldschmied aus vielen Teilen zusammen. Ghiberti arbeitet sein Relief aus einem Stück. So gelingt es ihm die Figuren besser in die umgebende Landschaft einzubinden. Vielleicht war diese Innovation ausschlaggebend dafür, dass Ghiberti die Konkurrenz um die Bronzetüren gewann.
Porträts im Bargello Florenz
Anfang des 15. Jahrhunderts wächst auch der Wunsch nach Porträts, in denen die Besonderheit und Individualität der Dargestellten ungeschminkt zum Ausdruck kommt. Ein großartiges Beispiel dafür ist die berühmte Porträtbüste des Politikers und Condottiere Niccolò da Uzzano in der Sammlung des Nationalmuseum Bargello.
Lange wurde dieses Porträt Donatello zugeschrieben. Inzwischen geht man davon aus, dass die Terrakotta Büste von dessen Schüler Desiderio da Settignano angefertigt wurde. Seit über 550 Jahren fesselt die Lebendigkeit des Ausdrucks und der wissend, prüfende Blick. Erstaunlich ist die Kombination des realistischen Porträts mit der Toga eines antiken römischen Tribun.
Das herbe Porträt des Bußpredigers Bernhardin von Siena steht in einem scharfen Kontrast zu der außergewöhnliche Sinnenfreude, die viele Skulpturen im Bargello ausstrahlen. Die fluiden Geschlechterrollen eines Donatellos oder Cellinis waren diesem zahnlosen Bernhardin ein quälender Stachel im vertrockneten Fleisch. Vergeblich warnte er besorgte Mütter, ihren Söhnen das Tragen von engen Hosen und engen Trikots zu verbieten. Denn die Söhne ließen sich den Spaß nicht verderben.
Individualität und sexuelle Identität
Die berühmten Plastiken und Reliefs aus der Renaissance im Bargello Museum katapultieren den Besucher in eine turbulente Zeit der Frühmoderne. Künstler in Florenz begannen sich nicht nur mit dem Individuum sondern auch mit dessen Identität zu beschäftigen. Wie zentral dabei die Frage der sexuellen Identität ist, lässt sich an den Werken Donatellos, Michelangelos und Benvenuto Cellinis anschaulich nachvollziehen.
Donatellos sexuelle Präferenzen sind nur vom Hörensagen bekannt. Michelangelo dagegen verarbeitet sein konflikthaftes, erotisches Begehren nach jungen Männern, ganz besondere das nach Tommaso de‘ Cavallieri, literarisch und künstlerisch. Benvenuto Cellini schildert in seiner Autobiographie Liebesbeziehungen zu jungen Männern, zum Beispiel zum Sohn des genialen Malers Filippino Lippi. Er setzt sich in seiner Lebensbeschreibung sogar mit dem gegen ihn erhobenen Vorwurf der Sodomie auseinander.
Heutige Vorstellungen von homosexueller oder queerer Identität auf Künstler der Renaissance und deren Werke zu übertragen, wäre problematisch. Wenn aber die Renaissance als eine Periode der Frühmoderne begriffen wird, der wir die Grundzüge unserer moderne Konzeption von Individuum und Identität verdanken, dann lassen sich die Werke von Donatello, Michelangelo und Cellini deuten als der Beginn einer künstlerischen Auseinandersetzung mit abweichendem sexuellen Begehren und als der Beginn der Entwicklung einer modernen queeren Identität.
Bleibt zum Schluss nur die Frage, warum sich das so gut im Bargello Florenz nachvollziehen lässt? Vielleicht wegen der im 15. und 16. Jahrhundert in Florenz existenten homoerotischen Subkultur. Aber auch die Familie Medici als bedeutende Auftraggeber und Förderer der drei Künstler dürfte eine bedeutende Rolle gespielt haben.
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Öffnungszeiten & Tickets für das Bargello Museum
- Museo Nazionale del Bargello, Via del Proconsolo, 4, 50122 Firenze FI, Italien
- Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen des Nationalmuseums Bargello findest Du auf dieser Website.